Hyperventilationssyndrom
Der moderne Mensch
ist mannigfaltigen Stressfaktoren ausgesetzt, auf die es ein buntes Muster von
Reaktionsarten gibt. Eine dieser Reaktionsarten ist das Hyperventilationssyndrom,
das in letzter Zeit sehr häufig beobachtet wird. Wenn diese Störung auch immer
ohne organische Schäden einhergeht, so löst sie doch starke Angst aus; sie ist
zwar unangenehm, jedoch in keiner Weise gefährlich.
Angstgefühl durch verstärktes
Atmen
In jeder nervlichen
Belastungssituation wie Überarbeitung, Streit, Leistungssport oder nächtlichen
Angstträumen schaltet sich in unserem Körper das „Aktivitätszentrum“, der
Sympatikus, ein und veranlasst, dass das Herz schneller schlägt, Blutdruck,
Atemfrequenz und Atemtiefe ansteigen (Hyperventilation), die Muskeldurchblutung
vermehrt und die Nervenerregbarkeit gesteigert wird. Dies ist ein ganz normaler
Vorgang. Viele meinen nun aber, fest atmen würde beruhigen, das Angstgefühl auf
der Brust würde sich dadurch lösen.
In einer nervlichen
Übererregungssituation regt jedoch eine Hyperventilation den Sympatikus noch
mehr an, das Herz schlägt fühlbar schneller, die bestehende Angst wird dadurch
noch verstärkt. Dies führt zu einer stärkeren Hyperventilation und somit ist
ein Teufelskreis geschlossen. Bei Angst verkrampfen sich auch die Hirngefäße,
es gelangt weniger Blut dorthin und dies führt zu Schwindel, Sehstörungen,
Angst, Reizbarkeit und Konzentrationsschwäche; diese Symptome verstärken das
Gefühl der Atemnot und der Patient atmet noch intensiver. Es treten auch starke
Krämpfe in der Skelettmuskulatur auf, denn zum Ausgleich des durch den
Kohlensäuremangel zu alkalischen Blutes verbinden sich Kalziumionen
vorübergehend mit dem Bluteiweiß; das Fehlen von Kalzium erregt die Nerven und
führt somit zu einer Muskelverkrampfung. Wer weiß, wie unangenehm ein
Wadenkrampf ist, der kann sich vorstellen, wie beunruhigend für einen
ängstlichen Patienten ein solcher Krampf in der Brustwand- oder Bauchmuskulatur
sein muss. Ein Krampf der Rippenmuskulatur links wird vom Patienten daher als
vom Herz ausgehend, rechts von der Lunge ausgehend, ein Krampf der
Bauchmuskulatur rechts als von Leber und Galle ausgehend, links als vom Magen
kommend, ein Krampf der Rückenmuskulatur als von den Nieren ausgehend gedeutet.
Krampfartige Zustände
Nach langer
Hyperventilation kommt es zu einem Krampf der Finger („Pfötchenstellung“), der
Füße („Spitzfußstellung“) und der Lippen („Karpfenmaul“) sowie einem Zittern
von Armen und Beinen (Hyperventilationstetanie). Ein leicht verstärktes Atmen
bewirkt, dass der Patient ununterbrochen unter einigen Symptomen, wie
Ameisenlaufen, Schwindel, Druck auf den Ohren o.ä. leidet. Die Zeit der
verstärkten Atmung kann einige Stunden dem eigentlichen Anfall vorausgehen, so
dass sich die nicht aufgeklärten Patienten selten über den Auslösemechanismus
im klaren sind.
Im folgenden sind
die sicheren und die eventuellen Zeichen des Hyperventilationssyndroms
aufgeführt; das Kribbeln in den Armen und das Schwächegefühl in den Beinen sind
die charakteristischen Frühsymptome:
A. Sichere Zeichen des
Hyperventilationssyndroms:
1.
Kribbeln
(Ameisenlaufen) in den Armen (Beinen)
2. Schwäche in den Beinen
3. Atemnot
4. Angst
5.
Krampfartige
Muskelschmerzen im Bereich der Brustwand, im Bauch, im Rücken oder in den
Extremitäten („Herz“, „Magen“, „Galle“,
„Nieren“ usw.)
B.
Eventuelle Zeichen des Hyperventilationssyndroms:
1. Zittern
2. Kalte Arme und Beine
3. Herzjagen
4. Heiße und kalte Schauer
5. Sehstörungen (Schwarzwerden und Flimmern vor
den Augen)
6. Übelkeit, Brechreiz
7. Kloßgefühl im Hals
8. Druckgefühl auf den Ohren
9. Kopfschmerzen
10. Abgeschlagenheit, Konzentrationsmangel,
Denkstörungen, Schlafstörungen
Falls
die unter A genannten Zeichen bei einem Anfall beobachtet werden, handelt es
sich um ein Hyperventilationssyndrom. Durch folgende einfache Maßnahmen kann
man die Vielzahl von unangenehmen körperlichen Erscheinungen ohne fremde Hilfe
schlagartig wieder zum Verschwinden bringen:
In
eine Plastiktüte atmen
Man
hält die eigene geschlossene Hand dicht vor Nase und Mund, so dass beim
Ausatmen keine Luft entweichen kann und atmet somit nur die Luft ein, die man
gerade ausgeatmet hat, um keinen Sauerstoff zu sich zu nehmen. Noch besser ist
es, wenn man eine kleine Plastiktüte dicht vor Nase und Mund hält. Dabei sollte
man sich zwingen, möglichst wenig und oberflächlich zu atmen. Schon nach
wenigen Sekunden verspürt man dann eine Besserung und nach einigen Minuten
Atmen mit obiger Technik sind meist alle Beschwerden vollständig verschwunden.
Bei sehr aufgeregten Patienten ist es beim ersten Mal praktisch, wenn ein
Angehöriger bei dieser Therapie mithilft. Falls jedoch trotz Atmens in die
Plastiktüte nach einigen Minuten noch keine Besserung eingetreten ist, muss man
die Hilfe eine Arztes anfordern, da dann eventuell zusätzlich eine organische
Erkrankung vorliegen kann, die zuerst behoben werden muss.
Wie
eingangs betont, handelt es sich beim Hyperventilationssyndrom um eine Art der
Erregungsverarbeitung, zu der jeder normale Mensch in einer starken psychischen
Belastungssituation kommen kann. Die meisten Menschen reagieren nur selten in
ihrem Leben auf diese Art. Falls die Ursache noch fortbesteht oder bei nervlich
gering Belastungsfähigen tritt jedoch ein durch den ersten, meist sehr
eindrucksvollen Anfall ein Lernmechanismus ein und die Anfälle wiederholen sich
laufend. Daher ist es wichtig, dass gerade die ersten Anfälle richtig
angegangen werden. Bekommt der Patient hierbei z.B. eine Beruhigungsspritze in
die Vene, die auch sofort wirkt, dann meint er das nächste Mal, ohne die
sofortige Spritze müsse er sterben und die zusätzliche Angst verschlimmert
diesen Anfall erheblich. Hat er jedoch schon früh gelernt, die Beschwerden mit
den beschriebenen einfachen Mitteln schnell zum Verschwinden zu bringen, dann
stärkt dies sein Selbstvertrauen und er gelangt nicht in das verhängnisvolle
Gefühl der Abhängigkeit. Auch eine ausschließliche Behandlung mit
Psychopharmaka hilft nicht, birgt jedoch die große Gefahr der
Medikamentenabhängigkeit (z.B. Valium).
Eine Kalziumspritze beruhigt nun zwar,
fördert jedoch einerseits auch die Abhängigkeit von Medikamenten und birgt
andererseits bei Wiederholung die Gefahr, dass durch Blockierung der
Nebenschilddrüse der Kalziumspiegel im Blut gesenkt wird, was schwere Krämpfe
verursachen kann. Daher darf auch kein Kalzium geschluckt werden. Lediglich der
Kalzium-Gehalt des Äthanol-amino-phosphorsäureesters in der Zusammensetzung von
Phosetamin ® (Dr. F.
Köhler Chemie, 6146 Alsbach) beruhigt die Nerven ohne Gefahr einer
Abhängigkeitsentstehung.
Da
während eines Anfalls Blutdruck und Puls als Folge der Angst sehr hoch sind,
sinken sie in der Erholungsphase stark ab. In Verbindung mit den dann noch
meist vorhandenen leichten Tetaniesymptomen, wie Kribbeln in den Armen und
Beinen, Schwindel und Sehstörungen, denken viele Patienten, das ganze sei auf
einen zu niedrigen Blutdruck zurückzuführen, deshalb nehmen sie Kreislauf- oder
Herzmittel. Diese wirken jedoch auch anregend auf das Gehirn, die Atmung wird
verstärkt und ein neuer Anfall wird eingeleitet.
Richtlinien
zur Vorbeugung
Zur
Vermeidung neuer Anfälle sollte man folgendes beachten:
1. Achten
Sie auf Ihre Atemfrequenz in Stresssituationen, damit Sie den Beginn der
verstärkten
Atmung bemerken. Wenn Sie sich dann entspannen und langsam und
oberflächlich atmen, kann es nicht zu einem Krampf kommen.
2. Erforschen
Sie die Ursachen Ihres übemässigen Stresses in Beruf oder Familie und versuchen
Sie,
ihn zu vermeiden.
3. Bewegen
Sie sich täglich mindestens eine halbe Stunde in der frischen Luft.
4. Erlernen
Sie eine Entspannungsmethode, z.B. das Autogene Training; das ist auf die Dauer
die
sicherste und
einfachste Methode, um vor nervlichen Fehlsteuerungen bewahrt zu werden
5. AMALGAM-ZAHNFÜLLUNGEN
RICHTIG ENTFERNEN!
Herausbohren des
Amalgams nur unter Dreifach-Schutz. Gegengift (zur Ausscheidung
aufgenommener Gifte)
- Kofferdam (verhindert Schlucken und Einatmen von Schwermetallstaub
und -dämpfen) -
Sauerstoffzufuhr.
6. GEFAHREN NACH AMALGAM….
Wegen verbleibender
Schwermetallablagerungen im Kiefer keine Metalle nach Amalgam; auch
keine Goldfüllungen!
Quelle:
Dr. Max Daunderer, Sonderdruck aus: Klinische Toxikologie, ecomed
Verlagsgesellschaft, Landsberg, 1983
(Diese
eigene Info war 1971 die Grundlage eines gemeinsamen Forschungsprojektes von
mir mit dem Lehrstuhlinhaber für
Klinische
Psychologie, Prof.Butollo und mehreren Doktoranten) Dr.Daunderer
URL
dieses Artikels: http://www.toxcenter.de/artikel/ZNF51Q.php
Artikel wurde auf dem Server zuletzt aktualisiert am 27.05.2006
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