1988
Amalgamfall erster
Wegen
Plomben sieben Monate im Koma (QUICK 1989)
Amalgam: Der bekannte Giftspezialist Doktor Max Daunderer fordert jetzt das Verbot von
Quecksilber-Zahnfüllungen
Die kleine Heidi Niedermeier aus den bayerischen Bergen
unweit von Rosenheim verdankt ihr Leben dem Mut eines Mannes, der darüber fast
zum Außenseiter geworden ist. Dr. med. Max Daunderer war am Abend des 14. April
1988 in dem WDR-Film „Gift am Arbeitsplatz“ zu sehen. Als er über „typische
Symptome bei Quecksilbervergiftung“ berichtete und Apathie, Kopfschmerzen,
Gedächtnisstörungen und Depressionen erwähnte, wurde ein Münchner Assistenzarzt
hellhörig. Bei ihm auf der Station der Uni-Klinik lag die damals neunjährige
Heidi. Völlig apathisch, ohne Kontakt zur Umwelt. Sie wurde künstlich ernährt.
Der Klinik-Assistent alarmierte Daunderer. Einen Tag später stand der
Giftspezialist vor dem Bett des Kindes. Der Arzt gegenüber QUICK: „Ich war mir
sofort sicher, dass das Mädchen eine Quecksilbervergiftung hatte. Viereinhalb
Stunden habe ich auf Chef- und Oberärzte eingeredet, sie möchten der Kleinen
ein Gegenmittel verabreichen. Das Mittel hatte ich schon dabei. Es handelte
sich um einen schwefelhaltigen Stoff, der Schwermetalle wie Quecksilber bindet
kann.“ Endlich gaben die Ärzte der kleinen Patientin eine einzige Kapsel pro
Tag. 20 wären eigentlich nötig gewesen. Trotzdem erwachte Heidi aus ihrer
tiefen Bewusstlosigkeit, in der sie schon sieben Monate dahindämmerte.
Daunderer recherchierte, vom Ergebnis selbst überrascht, jetzt wie ein Detektiv
nach den Hintergründen. Er erfuhr, dass auf dem elterlichen Hof der kleinen
Heidi die Quecksilber-Knopfbatterie einer Kamera verschwunden war. Sein
Verdacht: Das Kind hat sie aus Versehen verschluckt. Doch eines Tages wurde die
Batterie wieder gefunden. Die Quecksilberwerte im Körper des Mädchens blieben
weiter konstant hoch. Da kam dem Arzt erstmals der Verdacht, dass Amalgam –
Zahnplomben die Giftquelle sein könnten. Tatsächlich hatte Heidi innerhalb
eines Jahres fünf Amalgamfüllungen bekommen. Daunderer, der international
renommierte und erfahrene Giftexperte hatte Amalgam bislang als „toxikologisch
unbedenklich“ eingestuft. Heidis Schicksal jedoch machte ihn misstrauisch. Er
überprüfte nach eigenen Angaben seit Heidis Entlassung aus der Klinik (die
Plomben wurden entfernt; das Kind wird ambulant noch immer behandelt) 800
Patienten daraufhin, ob Amalgamfüllungen im Mund eine erhöhte
Quecksilberbelastung im Körper verursachen.
Sein Untersuchungsergebnis gab Max Daunderer jetzt
bekannt: Patienten, die niemals Amalgam im Mund hatten, zeigten Werte bis
maximal 20 Mikrogramm Quecksilber pro Liter Urin. Bei Patienten, die regelmäßig
Fisch, Thunfisch, Krabben und andere Meeresfrüchte aßen, fand er maximal 50
Mikrogramm Quecksilber. Aber 98 Prozent aller Patienten mit Amalgam- füllungen (die zu 50 Prozent aus Quecksilber bestehen),
waren mit erheblich mehr als 50 Mikrogramm Quecksilber belastet. Für den
Toxikologen Daunderer ist erwiesen: „Zahnfüllungen mit Amalgam vergifteten auf
schleichende Weise Millionen von Menschen. Amalgam als Zahnfüllung muss deshalb
sofort verboten werden. Wer weiterhin Amalgam in Zahnlöcher füllt, begeht einen
schweren ärztlichen Kunstfehler. Da so viele Menschen betroffen sind, geht der
Schaden in die Milliarden, und es sollte ein Hilfsfond gebildet werden, der die
ungeheuren Kosten abdeckt.“
Inzwischen bekommt Dr. Daunderer Schützenhilfe von einem
jungen Wissenschaftler, der völlig unabhängig eigene Forschungen z den
Amalgambelastungen durchgeführt hat: Dr. Peter Schleicher (40), der praktische
Arzt und Leiter des Instituts zur Erforschung neuer Therapieverfahren
chronischer Krankheiten und Immunologie in München. Schleicher zu QUICK: „Alle
von mir untersuchten Patienten mit Amalgamfüllungen hatten stark erhöhte
Quecksilberausscheidungen im Urin. Und alle diese Patienten waren zu mir
gekommen, weil sie an einer ausgeprägten Immunstörung litten.“ Schleicher
weiter: „Durch Quecksilber wird die Fressabteilung der Abwehrzellen stark eingeschränkt,
die normalerweise Bakterien und Pilze abwehren, aber auch erhöhte Blutwerte
abbauen und sogar Tumorzellen auffressen.“ Als Folge hoher
Quecksilberbelastungen treten laut Peter Schleicher vermehrt chronische
Krankheiten auf wie Schuppenflechte, multiple Sklerose, Migräne, Rheuma,
Muskelzucken, Nierenfunktionsstörungen und sogar Krebs. Der Immunbiologe weist
auf eine sensationelle eigene Untersuchung hin: „Nach meiner Feststellung ist
die Immunlage von Patienten mit Schwermetallvergiftung, wie sie durch
Amalgamfüllungen verursacht werden, zu 98 Prozent identisch mit der von
Patienten, die an einem „malignem Melanom“ leiden, dem gefährlichen schwarzen
Hautkrebs. Ich bezweifle deshalb stark, dass wir dafür pauschal das Ozonloch
verantwortlich machen können, das so bequem weit weg liegt.“ Die Forderung des
Münchner Arztes: „Alles was in den Mund eines Menschen hineinkommt, muss darauf
überprüft werden, ob der Mensch es auch verträgt und wie die Langzeit-Giftwirkung
aussieht. Außerdem muss endlich deklariert werden, was die Materialien
enthalten, die bei der Zahnheilkunde verwendet werden. Die meisten Zahnärzte
wissen nicht, was sie ihren Patienten in den Mund stopfen.“ Müssen nun alle
Amalgamfüllungen raus? Was wäre der ideale Ersatz? Daunderer: „ Zement hält
schlecht, bleibt Kunststoff oder Keramik.“
Doch wer bezahlt das? Eine Amalgamfüllung kostet 38 bis 96
Mark (Kunststoff und Zement in etwa das gleiche). Für Keramik im Zahn müssten dagegen runde 400 bis 500 Mark
je Plombe berappt werden. Zuschuss geben nur Privatversicherungen und
Ersatzkassen. Bei geschätzten 300 Millionen Amalgamplomben in der
Bundesrepublik würde der vollständige Ersatz durch Keramik etwa 120 Milliarden
Mark verschlingen – rund ein Drittel eines Bundeshaushalts. Dr. Max Daunderer:
„Das muss trotz hoher Kosten gemacht werden. Wir sind doch kein
Entwicklungsland. Unsere Gesundheit muss uns das wert sein.“ Auch im Bonner
Gesundheitsministerium gibt es inzwischen Überlegungen zur Eindämmung der
Giftströme aus den Zahnplomben. Nach QUICK-Informationen
ist zunächst an eine Begrenzung der Plombenzahl in einem bestimmten Zeitraum
gedacht. Pro halbes Jahr soll künftig nicht mehr als eine Amalgamfüllung je
Patient erlaubt sein. Schleicher rät allen Amalgamträgern, sich ausreichend mit
Zink zu versorgen, etwa durch „Zinkorotat 40“, das in
Apotheken erhältlich ist: „Zweimal täglich eine Tablette mindert das
Amalgamrisiko.“
- Zink allein reicht keinesfalls. Näheres zu Zink siehe
unten und: http://www.toxcenter.de/1
Daunderer empfiehlt die Arzt-Behandlung mit dem DMPS-Präparat „Dimaval“. Daunderer zu QUICK: „Ich werde keine
Ruhe geben, bevor nicht Amalgam als Zahnfüllung ein für
allemal verboten ist. Das bin ich schon der kleinen Heidi schuldig,
die durch dieses Gift zwei Jahre ihres jungen Lebens verloren hat.
Hans Wagner