1958 Wir stammen alle von Bauern ab

Krank von einer hepatitishaltigen Fischsemmel von der Auer Dult studierte ich die Ahnenforschung des mütterlichen Großvaters. Weit reichte sie zurück. Vom Vater gab es nichts. Daraufhin beschloss ich, zu klären, warum sie bei Mutter nicht weiter zurück ginge und Vater sollte auch seine Vorfahren erfahren. Mit einer alten Schreibmaschine schrieb ich einen der Briefe des Großvaters mehrere hunderte Male schnell ab und fragte ein Jahr lang die zuständigen  Pfarrer: "Sehr geehrter Herr Hochwohlgeboren...". Geduldig unterschrieb Vater alles, was in seinem Namen versandt wurde. Auch bezahlte er hunderte von Urkunden, die daraufhin kamen. So entstand ein weit gefächertes Gebilde, das zum Teil bis ins 15. Jahrhundert zurückreichte. Im Dreißigjährigen Krieg wurden alle Kirchenbücher zerstört. Der Umfang der Arbeit entspricht einer Doktorarbeit. Ich lernte dabei, ein Lexikon aus tausenden Details anzulegen. über 7.000 Namen wurden dokumentiert.  Später kamen die Ahnen der Ehefrau dazu. Den Familiennamen " Gänshirt " fand man seit Jahrzehnten sehr lächerlich. Der Großvater Wilhelm ließ ihn daher in seiner Jugend ändern in die einzig erlaubte Lösung mit "ae". Als Kinder litten wir sehr unter den Hänseleien in der Schule und auf der Strasse mit "Gänsehirt, Schweinehirt usw“ Meine Eltern konnten sich die Gebühren einer Änderung nicht leisten, da sie damals gesetzlich einen hohen Prozentsatz des Vermögens und Einkommens gekostet hätte. Nur für Studenten war es kostenlos. Mein Vater wollte eine Änderung in den Mädchennamen seiner Mutter "Betz". Damals gab es im Telefonbuch in München fünf "Max Betz" und zehn andere "Betz". Man hätte alle damals schriftlich um Erlaubnis bitten müssen. Daraufhin ergänzte ich die vom Großvater begonnene Ahnenforschung. Das Ergebnis war, dass die Ahnen der Mutter - beginnend 1604 mit dem Schmied Hans in Schlicht in der Oberpfalz, ab 1719 Lehrer - viel vollständiger zu erfassen waren als die des Vaters. Mein Bruder Walter und ich beschlossen, den Mädchennamen der Mutter zu übernehmen. Der Vater erteilte jedoch nicht die dafür notwendige Unterschrift. Daher konnten wir erst mit Volljährigkeit, die damals erst mit dem 21.Lebensjahr erfolgte, die Änderung durchführen. Bruder Walter hat sie daher ein Jahr früher erhalten. Stolz  trug ich bis zum Verschleiß den Führerschein mit mir, in dem "Gaenshirt amtlich in Daunderer" geändert war.

Dabei lernte ich als 17ähriger Ordnung halten und systematisch zu arbeiten, der Voraussetzung für das Schreiben des riesigen Toxikologischen Lexikons.

(Auszug aus meiner neuen Biografie)