Virus mit Resistenz gegen Tamiflu entdeckt

Tamiflu gilt als taugliches Mittel gegen die Vogelgrippe. Jetzt ist in Vietnam ein Virus des gefährlichen Typs H5N1 aufgetaucht, das gegen die Arznei resistent ist. Ein Mädchen hatte sich bei ihrem Bruder angesteckt. Tamiflu hatte aber nicht angeschlagen.

Hamburg - Wissenschaftler haben mehrfach vor diesem Szenario gewarnt: Da aus Angst vor der Vogelgrippe in Asien vermehrt Tamiflu verabreicht wird, könnte sich ein gegen das Grippemedikament resistentes H5N1-Virus entwickeln. Das ist nun geschehen, wie das Wissenschaftsmagazin "Nature" berichtet: Der Erreger sei bei einem 14-jährigen Mädchen festgestellt worden, das sich überdies bei seinem Bruder und nicht direkt bei Geflügel angesteckt haben könnte.

Eine genetische Analyse des Erregers ergab demnach, dass er durch eine Mutation die Resistenz gegen Tamiflu aufgebaut hat. Der Wirkstoff mit dem wissenschaftlichen Namen Oseltamivir, der vom Schweizer Pharmakonzern Roche als Tamiflu vermarktet wird, gilt derzeit als wichtigster Schutz vor einer Vogelgrippe-Epidemie.

Das infizierte Mädchen habe sich zwar erholt. Aber der Fall gebe Anlass zu der Sorge, dass Tamiflu "zur Bekämpfung einer potentiellen Grippe-Pandemie nicht ausreichend" sein könne, schreiben die Wissenschaftler um Yoshihiro Kawaoka von der Universität Tokio in "Nature" (Bd. 437, S. 1108).

Quelle: Spiegel Online 14.10.2005