SOMMERSPROSSENSALBE vor 1998

 

Als mein eitler Bruder 1948 mit 5 Jahren seine süßen Sommersprossen auf der Nase mit einer Bleichsalbe verjagen wollte, fragte ich meine Mutter immer wieder nach deren Zusammensetzung. Sie war in einem kleinen Tiegel. Mama meinte, es sei „Schwanenweiß“, ein Quecksilbersulfid. Das merkte ich mir. Mein Bruder wurde nach jeder Schmieraktion deutlich nervöser, unfolgsamer und launischer. Oft fragte ich Mama, ob dies mit dieser Salbe zusammenhängen kann.

 

Sie meinte, es gäbe keinen Zusammenhang, nahm sie ihm aber ab. Mein Bruder jedoch blieb störrisch und unfolgsam sein ganzes Leben. Schlimmer ist die pessimistische Weltanschauung, die ihm den Blick auf das Schöne in der Welt verbaut.

 

Als 1982 eine junge Patientin in meine Praxis kam und klagte, dass sie ständig Kopfschmerzen habe, schlaflos und nervös sei, seit sie ihre Sommersprossen mit „Schwanenweiß“ bleichte, das sie von ihrer Kosmetikerin erhalten hatte, untersuchte ich sie und ihre Salbe auf Quecksilber.

 

Der Hausarzt verschrieb ihr ein stark süchtig machendes Benzodiazepinderivat, Lexotanil. Er bat mich später, ihr beim Entzug zu helfen.

Ich bestimmte ihre Quecksilberwerte im Urin und nach Mobilisation mit DMPS. Im Spontanurin war Quecksilber 10 µg/ g Kreatinin, im DMPS-Urin lag Quecksilber bei 120 µg// g Kreatinin  (Grenzwert 50 µg/ g Creatinin). Sie hatte kein Amalgam.

 

Sowohl die Kopfschmerzen als auch die Schlafstörungen, die Nervosität und das Zittern, verschwanden unter der mehrmonatigen Behandlung mit dem Gegengift DMPS, dem Erlernen des Autogenen Trainings bei mir und sie machte einen erfolgreichen Entzug von dem stark süchtig machenden Beruhigungsmittel Lexotanil.

 

Aktuell: 1.9.2006 17.38 Uhr:

Sehr geehrte Damen und Herren,
durch Zufall sind wir durch einen Kunden auf Ihre Seite aufmerksam geworden.
Wir weisen Sie hiermit darauf hin, dass Quecksilber unseres Wissens in diesem Produkt seit den frühen 70er Jahren nicht mehr eingesetzt wurde und seit wir das Produkt vertreiben 1998 wird in hohen Dosen Vitamin C eingesetzt.
Wir fordern Sie auf Ihre Texte dahingehend zu berichtigen.
Sollte das nicht bis spätestens 15.9 2006 geschehen sein werden wir die Sache wegen Geschäftsschädigung und Verunglimpfung unseren Anwälten übergeben.
Hochachtungsvoll
Angelika Westenfelder
KAAN-Kosmetik GmbH

 

Antwort:

 

Vielen Dank für Ihren Hinweis, wir haben ihn aufgenommen und die Kasuistik zur Dokumentation herausgesucht.

Es tut mir leid, dass Sie jüngst ein ungiftiges Produkt vertreiben, das früher unter dem gleichen Namen hochgiftig war.

Kurioserweise hatten wir vor drei Jahren einen Vergiftungsfall eines Kleinkindes mit der alten Rezeptur.

Klinische Toxikologen müssen daher stets wissen, welche unterschiedliche Rezepturen zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Markt waren. Soeben haben wir den besagten Artikel vom Netz genommen.

 Mit freundlichen Grüßen,

TOX CENTER

 

Vorsicht: Bitte auf das Etikett achten, ob die Salbe nach 1998 hergestellt wurde und Salben mit dem gleichen Namen als Sondermüll entsorgen!

 

1.9.06 20.30 Uhr:

Tut mir leid das ist absolut undenkbar, wir reden hier nicht von jüngster Zeit, wir reden hier von 40 Jahren. Keine Firma kann es sich erlauben Produkte am Markt zu haben die nicht dem kosmetischen Recht entsprechen. Haben sie mehr Informationen dazu. Wir würden der Sache gerne nachgehen.
Aber nochmals ganz klar zu sagen; es macht für einen Kosmetikhersteller überhaupt keinen Sinn ein giftiges Produkt auf den Markt zu bringen mit dem Risiko, dass die Behörde dann die Firma schließt.
Was allerdings auch nicht ganz passt ist die Anwendung eines Produktes  gegen Altersflecke bei einem Kleinkind.
Bitte verstehen Sie, daß wir hier dringend mehr Information benötigen.
Wer war der Kunde, woher kam das Material, gab es eine Batch-Nummer des Produktes, haben sie das Produkt selbst untersucht oder wo wurde es untersucht, oder hat man lediglich den Urin untersucht und dann auf ein Produkt zurück geschlossen.

Wenn es in einer Apotheke gekauft wurde Name und Anschrift des Apothekers.
Das ist im Übrigen die einzige Möglichkeit die ich mir überhaupt vorstellen kann, dass ein gewissenloser Apotheker so ein Produkt selbst gemischt hat. Aber um ehrlich zu sein, wer würde schon wegen wenigen Euros seine Approbation aus Spiel setzen.
Aus dem vorhergesagten würde ich Sie bitten die Information aus dem Netz zu nehmen bis die Sache  sicher geklärt ist.
Haben Sie auch einen Namen, ich würde schon gerne wissen mit wem wir es hier zu tun haben.
Hochachtungsvoll
Angelika Westenfelder

 

Antwort:

Patientennamen über die Ärtztekammer zu erfragen! Tox-Befund vom Tox-Labor in Bremen die Salbenzusammensetzung.