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Reifungskrise dass sechs Jahre in der Psychiatrie

Sie wurde mit Psychopharmaka ruhig gestellt und häufig an Bett, Stuhl oder Heizung gefesselt: Aufgrund einer Fehldiagnose saß eine 49-Jährige sechs Jahre lang in der Psychiatrie. Jetzt klagt sie vor dem Frankfurter Oberlandesgericht auf Schadenersatz und Schmerzensgeld

 Die Frau war wegen Hebephrenie, einer Form von jugendlicher Schizophrenie, als 15-Jährige eingewiesen worden. Nach Überzeugung eines Psychiatrieprofessors aus Hannover war diese Diagnose aber falsch. Sie sei jahrelang nicht geprüft worden, obwohl es schon seinerzeit üblich war, bei einem Klinikwechsel Patienten zu untersuchen und neu zu diagnostizieren. Auch seien der Frau zu hoch dosierte Medikamente verabreicht worden.

Die 49-Jährige wurde nach eigener Aussage mit Psychopharmaka ruhig gestellt und häufig an Bett, Stuhl oder Heizung gefesselt. Nach Überzeugung des Psychiatrieprofessors litt sie unter einer Reifungskrise, die bei genauerer Untersuchung aufgefallen wäre. Sie habe keine typische Symptomatik für eine jugendliche Schizophrenie gezeigt. Die Verdachtsdiagnose einer Psychiaterin sei nicht mehr geprüft, sondern von den Kliniken übernommen worden.

Die heute 49-Jährige verbrachte sechs Jahre in psychiatrischen Kliniken in Bremen und Gießen. Vor dem Oberlandesgericht Frankfurt will sie 50.000 Euro Schadenersatz und Schmerzensgeld sowie eine monatliche Rente von 1000 Euro für die 13 Monate erkämpfen, die sie in der Psychiatrie in Gießen untergebracht war.

Bereits 2005 hatte sich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit ihrem Fall beschäftigt. Die Richter urteilten, ihr Recht auf Freiheit und Sicherheit sei verletzt worden Spiegel online 5. Januar 2008