Polonium 210 Mord an russischem Spion mit einhundertfacher tödlicher Dosis für 30 Millionen Euro

Drei Wochen nach den ersten Symptomen, am 23.11.06,  starb der der russische Ex-Agent Litwinenko in einem Londoner Krankenhaus nach einer Vergiftung mit 210Polodium.

 

Die Chronologie des Todeskampfes:

Litwinenko stand zu Sowjetzeiten in Diensten des KGB, bei dessen Nachfolgeorganisation, dem Inlandsgeheimdienst FSB, stieg er zum Oberst auf. Im November 2000 flüchtete er aus Russland und bat in Großbritannien um Asyl, nachdem er zwei Jahre zuvor seine Vorgesetzten öffentlich beschuldigt hatte, ihm den Auftrag zur Ermordung des russischen Milliardärs Boris Beresowski befohlen zu haben. Dieser gehörte damals zum Machtzirkel des Kremls. Zudem beschuldigte Litwinenko den FSB, im Jahr 1999 blutige Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland koordiniert zu haben - als Vorwand für den zweiten Tschetschenien-Feldzug. Zuletzt recherchierte er im Fall der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja, die vergangenen Monat im Eingang ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden war. Im Herbst 2004 war auch sie einem mutmaßlichen Giftanschlag entkommen.

 

1. November: Litwinenko ist mit einem Russen in einem Londoner Hotel zum Tee verabredet. Laut Ermittlungen kommt zu dem Treffen auch ein Fremder, der sich ihm als Waldimir vorstellt. Obwohl dieser nichts über seine Identität preisgibt, trinken beide Männer Tee miteinander. Später trifft sich Litwinenko mit dem italienischen Geheimdienstexperten Mario Scaramella in einer Sushi-Bar. Scaramella spricht mit Litwinenko über eine E-Mail eines Informanten, in der die angeblichen Mörder der Journalistin Anna Politkowskaja sowie weitere Anschlagsziele genannt werden - unter anderem Litwinenko. Nach dem Treffen mit Scaramella kommt er noch mit dem tschetschenischen Rebellensprecher Ahmed Sakajew zusammen. Kurz darauf erkrankt Litwinenko.

 

16. November: Die britische Polizei wird informiert, dass Litwinenko mit lebensbedrohlichen Symptomen im Krankenhaus von Barnet liegt.

 

17. November: Kreml-Kritiker Litwinenko wird in die Londoner Universitätsklinik auf die Intensivstation verlegt.

 

19. November: Britische Zeitungen berichten über eine Vergiftung des Ex-Spions. Der Toxikologe John Henry geht von einer Vergiftung mit Thallium aus. Ein Gramm des Schwermetalls kann beim Menschen bereits tödlich wirken.

 

20. November: Die Polizei ermittelt wegen Vergiftung. Die Anti-Terror-Abteilung von Scotland Yard schaltet sich ein. Litwinenko wird im Krankenhaus unter Polizeischutz gestellt und auf die Intensivstation verlegt. Der russische Geheimdienst weist Anschuldigungen zurück, er habe mit der Sache etwas zu tun.

 

21. November: Toxikologe Henry zieht eine Vergiftung Litwinenkos durch radioaktives Thallium in Betracht. Litwinenko wird tagelang von der Polizei vernommen. Der italienische Bekannte aus der Sushi-Bar meldet sich zu Wort und bezeichnet sich und Litwinenko geheimnisvoll als hoch gefährdete Personen.

 

22. November: Litwinenkos Vertrauter Alex Goldfarb spricht von einer ernsthaften Verschlechterung des Gesundheitszustandes Litwinenkos nach plötzlichem Blutdruckabfall und einem möglichen Herzstillstand.

 

23. November: Der Chef der Intensivmedizin an der Uniklinik, Geoff Belligan, nennt Litwinenkos Zustand lebensbedrohlich. Die Ärzte rätseln weiter über die Ursachen der Erkrankung, glauben aber nicht mehr an eine Thallium-Vergiftung; auch eine radioaktive Substanz schließen sie aus.

Sicher ist: Das Gift hatte Litwinenkos Knochenmark und seine Leber schwer beschädigt, sein Immunsystem wurde vollständig zerstört, das Gesicht war geschwollen, die Haare ausgefallen.

Litwinenko stirbt am 23.11.06 – nachweislich an 210Polonium.

 

Die Obduktion des Leichnams Litwinenkos, die unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen am 1.12.06 stattfand, ist inzwischen abgeschlossen. Nach Informationen des "Guardian" enthielt der Körper eine 100 fache tödliche Dosis  Auf dem Schwarzmarkt hätte die Menge rund 20 Millionen Pfund (fast 30 Millionen Euro) gekostet.

 

Ein mit Polonium-210 Vergifteter zieht nicht automatisch eine radioaktive Spur hinter sich her. Nur über Körperausscheidungen gelangt das Isotop und damit die Strahlung langsam wieder aus einem kontaminierten Körper in die Umwelt. Rund neun Zehntel davon stecken in den Fäkalien, etwa ein Zehntel im Urin, nur sehr wenig wird über den Schweiß ausgeschieden.

 

 

Quellen:

 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,450448,00.html

 

 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,452237,00.html