ERSTE HILFE IM HAUSHALT

 

Verbrennungen, Verbrühungen
Verbrennungen und Verbrühungen gehören zu den häufigsten Verletzungen im Haushalt. Bei Verbrühungen muss die nasse Kleidung schnell, aber vorsichtig entfernt werden.

Brandwunden sollten aufgrund der daraus resultierenden Gefahr der Unterkühlung grundsätzlich nicht mehr gekühlt werden. Zur Schmerzlinderung können kleinflächige Verbrennungen (z. B. Finger) sofort ca. zwei Minuten mit Wasser abgekühlt werden. Das Kühlen ist auf die verbrannte Körperstelle zu begrenzen. Größere verbrannte Körperoberfläche nicht (mehr) kühlen.

Anschließend Wundversorgung: Keimarmes Bedecken der Brandwunde, z. B. mit einem Verbandstuch, um damit auch einem weiteren Wärmeverlust vorzubeugen.

Brennt ein Kleidungsstück oder gar ein Körperteil, halten Sie die betroffene Person auf. Wickeln Sie den Betroffenen in eine Decke oder wälzen Sie ihn auf dem Boden, um die Flammen zu ersticken. Alarmieren Sie den Notruf 112, betreuen und beobachten Sie den Verletzten solange, bis der Rettungsdienst eintrifft. Trösten Sie den Betroffenen und sprechen Sie ihm beruhigend zu.

Wunden
Ein falscher Schnitt beim Zwiebelschälen, der Biss eines Hundes – im Alltag kann es leicht zu offenen Wunden kommen. Damit nichts in die Wunde gelangen kann, müssen Sie sie mit einem sauberen, keimfreien Verband abdecken. Bei kleinen Wunden reicht meist schon ein Pflaster.

Um eine starke Blutung zu stoppen, ist ein Druckverband nötig. Am besten eignet sich hierfür ein steriles Verbandspäckchen, wie Sie es in Ihrem Verbandskasten finden. Ziehen Sie zunächst Handschuhe an. Legen Sie die im Verbandspäckchen integrierte Wundauflage auf die Wunde. Befestigen Sie sie mit der Binde. Dann legen Sie ein nicht saugfähiges Druckpolster auf die Stelle der Wunde und umwickeln diese nochmals. Ist kein Verbandpäckchen zur Hand, können Sie ein sauberes Tuch als Wundauflage nehmen. Ein weiteres Tuch oder Kleidungsstück dient als Binde. Vorsicht: Unterbrechen Sie nicht die Blutzirkulation durch eine Abbindung!

Stecken Glassplitter, Holz oder andere Fremdkörper in der Wunde, ziehen Sie diese nicht heraus. Umpolstern Sie den Fremdkörper, ohne ihn zu bewegen und bedecken Sie die Wunde. Überlassen Sie alles Weitere dem Arzt. Um den Tetanusschutz überprüfen zu lassen und eventuell die Impfung aufzufrischen, sollten Sie auch bei kleinen Wunden einen Arzt aufsuchen.

Einen Tierbiss decken Sie steril ab. Lassen Sie die Wunde unbedingt von einem Arzt beurteilen und weiterbehandeln, da eine Impfung gegen Tollwut nötig sein könnte.


Vergiftung
Pilze, Beeren, verdorbene Lebensmittel, Pflanzenschutzmittel, Gase – im Haushalt lauert die Gefahr durch Vergiftung. Es kann zu Schweißausbrüchen, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Atem-Kreislaufstillstand kommen. Alarmieren Sie umgehend den Notruf 112. Schauen Sie sich am Unfallort danach um, was die Symptome hervorgerufen haben könnte. Bewahren Sie gefundene Substanzen für spätere Untersuchungen auf. Ob eine Vergiftung vorliegt und welche, erfahren Sie in der Notrufzentrale für Giftunfälle Ihres Bun-deslandes, in Berlin z. B. unter der 030/19240. Weitere Nummern finden Sie unter www.bvl.bund.de
oder über die Telefonauskunft.

Bei Vergiftungen durch Gase, alarmieren Sie per Notruf 112 sofort Feuerwehr und Rettungs-dienst – nur sie können unter Atemschutz Betroffene retten. Provozieren Sie im Falle einer Vergiftung durch Lebensmittel bzw. versehentlich eingenommene Chemikalien etc. kein Erbrechen. Es birgt meistens mehr Gefahren, als dass es hilft. Muss sich der Betroffene übergeben, halten Sie ihm vorsichtig den Kopf. Lassen Sie den Betroffenen nichts trinken.

Überprüfen Sie bei einer möglichen Vergiftung den Bewusstseinszustand des Betroffenen. Atmet er, ist aber bewusstlos, bringen Sie ihn in die "Stabile Seitenlage". Hat er einen Herzkreislaufstillstand erlitten, beginnen Sie mit der "Herz-Lungen-Wiederbelebung". Sollte sich das Gift im Gesichtsbereich befinden, z. B. nach Einnahme von Pflanzenschutzmitteln, darf keine ungeschützte Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung durchgeführt werden.

Verätzungen
Verätzungen der Haut bzw. des Magen-Darm-Bereiches können durch säurehaltige bzw. basische Chemikalien hervorgerufen werden, wie sie oft in Reinigungsmitteln enthalten sind. Bewahren Sie in jedem Fall Ruhe und alarmieren Sie den Notruf 112.

Bei Verätzungen der Haut entfernen Sie zunächst die betroffene Kleidung. Vorsicht: Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht selber verätzen! Tragen Sie z. B. säurefeste Handschuhe. Waschen Sie die Substanz von der Haut bzw. unterstützen Sie den Betroffenen dabei. Wählen Sie beim Abwaschen der Substanz den kürzesten Weg über den Körper, damit nicht unnötig viel unbetroffene Haut gereizt wird. Verbinden Sie die betroffene Stelle anschließend locker mit einem Verbandtuch.

Gelangt eine ätzende Flüssigkeit in das Auge, z. B. ein Zitronenspritzer, spülen Sie es mehrere Minuten sanft mit Wasser aus. Bitten Sie dazu den Betroffenen, sich zu setzen, halten Sie ihm das Auge auf und gießen Sie vorsichtig Wasser aus einem Gefäß vom inneren Augenwinkel nach außen über das Auge. Dann decken Sie beide Augen ab und wählen den Notruf 112.

Wurde versehentlich eine ätzende Substanz geschluckt, provozieren Sie kein Erbrechen. Sollte die Person jedoch Erbrechen müssen, helfen Sie ihr. Animieren Sie den Betroffenen, in kleinen Schlucken Wasser zu trinken und alarmieren Sie sofort den Notruf 112.
Reden Sie mit dem Betroffenen und warten Sie bei ihm auf das Eintreffen des Rettungsdienstes. Kontrollieren Sie Bewusstsein und Atmung. Handeln Sie entsprechend.

Prellungen, Verstauchungen
Hat der Hammer statt des Nagels die Hand getroffen oder die schwere Bratpfanne den Fuß, sind die Schmerzen groß. So können Sie helfen, sie zu lindern:
P wie Pause: Der Betroffene sollte sich ausruhen und das entsprechende Körperteil nicht weiter belasten. E wie Eis: Kühlen Sie das entsprechende Körperteil so schnell wie möglich. Hierfür eignen sich Erste-Hilfe-Kühlpacks. Vorsicht vor Erfrierungen: Vermeiden Sie den direkten Kontakt von Kühlelement und Haut! Wickeln Sie ein Handtuch oder Ähnliches um das Kühlelement. Kühlen Sie die verletzte Stelle am besten über zwei bis drei Stunden, in zehn bis max. zwanzig Minuten Intervallen, mit ein paar Minuten Pause dazwischen. C wie "Compression" (Druck): Durch das Anlegen eines elastischen Verbandes, entlasten und stabilisieren Sie das betroffene Gelenk. Vorsicht: Wenden Sie keinen Druck bei einem Knochenbruch oder bei Verrenkungen an. Bandagieren Sie die Gelenke in natürlicher Stellung und kontrollieren Sie das Körperteil nach zehn bis zwanzig Minuten. H wie Hochlagern: Das betroffene Körperteil sollte erhöht ruhen.
Bei einer Prellung des Augapfels, müssen Sie beide Augen abdecken, denn das betroffene Auge braucht Ruhe, bewegt sich jedoch automatisch mit dem gesunden Auge. Sind Schläfe oder Stirn betroffen, kühlen Sie die Prellung.

Suchen Sie zeitnah einen Arzt auf, denn man kann Verstauchungen und Prellungen nicht sicher von Knochenbrüchen und ernsthaften Verletzungen unterscheiden.

Knochenbrüche
Sie erkennen Knochenbrüche, genau wie Verstauchungen, an Schwellungen und Schmerzen. Oft kommt hier eine unnatürliche Lage des betroffenen Körperteils hinzu. Zudem lässt es sich meist nicht mehr normal bewegen. Rufen Sie zunächst Hilfe über den Notruf 112.
In der Regel nimmt der Betroffene eine Schonhaltung ein, um seine Schmerzen zu lindern. Unterstützen Sie diese Haltung. Polstern Sie den verletzten Arm oder das verletzte Bein sowie die benachbarten Gelenke vorsichtig ab. Vorsicht: Lagern Sie ein gebrochenes Bein nicht erhöht! Kühlen Sie umgehend, wie unter "Prellungen, Verstauchungen" beschrieben. Ist jedoch eine Wunde zu sehen, kühlen Sie nicht, sondern decken die Wunde mit einem keimfreien Verband ab. Sind der Schädel, Brustkorb, Rücken oder das Becken betroffen, kann die Verletzung besonders gefährlich sein. Alarmieren Sie schnellst möglich den Rettungsdienst per Notruf 112.

Erstickungsunfälle
Hustenreiz und ggf. pfeifende Atemgeräusche verweisen auf eine blockierte Luftröhre.
Steckt etwas in der Speiseröhre fest, treten Schluckbeschwerden oder Brechreiz auf. Ist die Luftröhre mit betroffen, wird die Person blau-rot und kann nicht atmen.
Hustet und atmet der Betroffene noch, soll er fortfahren und kräftig weiterhusten. Bei Misserfolg alarmieren Sie den Notruf 112. Kann er weder atmen, noch husten, veranlassen Sie die Person, den Oberkörper weit vornüber zu beugen und schlagen ihr bis zu fünfmal mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter auf den Rücken. Prüfen Sie nach jedem Schlag, ob sich der Fremdkörper gelöst hat. Bleiben Sie erfolglos, alarmieren Sie den Notruf 112.

Als letzte Maßnahme können Sie die Oberbauchkompression anwenden. Stellen Sie sich dazu hinter den Betroffenen, sein Oberkörper weit nach vorn gebeugt. Umfassen Sie mit beiden Armen den Oberbauch. Legen Sie eine geballte Faust zwischen Nabel und Brustbeinende. Umfassen Sie mit der anderen Hand die Faust und ziehen Sie diese bis zu fünfmal kräftig nach hinten oben. Wechseln Sie zwischen je fünf Rückenschlägen und fünf Oberbauchkompressionen bis der Rettungsdienst eintrifft.

Bei einem Insektenstich im Mund- oder Rachenraum alarmieren Sie sofort den Notruf 112. Damit die Schwellung gering bleibt, können Sie den Betroffenen Eiswürfel lutschen lassen. Kühle Umschläge im Hals- und Nackenbereich wirken einer Schwellung ebenso entgegen. Ist der Betroffene bewusstlos, aber atmet, bringen Sie ihn in die "Stabile Seitenlage". Atmet der Betroffene nicht mehr, beginnen Sie mit der "Herz-Lungen-Wiederbelebung".

Elektrounfälle
Neben ungesicherten Steckdosen, gehören defekte elektrische Kleingeräte zu den Hauptverursachern von Elektrounfällen im Haushalt.
Denken Sie zunächst an Ihre eigene Sicherheit. Fassen Sie den Betroffenen nicht an. Unterbrechen Sie den Stromkreis, indem Sie den Stecker ziehen, das Gerät oder die Hauptsicherung ausschalten. Kann der Stromkreis nicht unterbrochen werden, versuchen Sie den Betroffenen mithilfe von isolierenden Materialien wie Kleidungsstücken oder einer Decke von der Stromquelle wegzuziehen. Nach der Rettung prüfen Sie die lebenswichtigen Funktionen des Betroffenen und handeln entsprechend. Brandwunden haben Nachrang!

Lebensrettende Sofortmaßnahmen
Kontrollieren Sie den Bewusstseinszustand der betroffenen Person. Ist sie bewusstlos, überprüfen Sie die Atmung. Legen Sie die Person auf den Rücken. Überstrecken Sie den Hals, indem Sie eine Hand an die Stirn, die andere unter das Kinn des Betroffenen legen und gleichzeitig den Kopf nach hinten neigen und das Kinn anheben. Hören Sie in dieser Position nach Atemgeräuschen, achten Sie auf spürbaren Atem an der eigenen Wange und schauen Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Ist dies der Fall, bringen Sie den Betroffenen in die "Stabile Seitenlage". So kann die erschlaffte Zunge die Atemwege nicht blockieren, Flüssigkeiten wie Speichel oder Erbrochenes können aus dem Mund ablaufen, ohne in die Luftröhre zu gelangen.

Stabile Seitenlage
1. Knien Sie neben dem Betroffenen und greifen Sie den Arm, der Ihnen am nächsten liegt. Positionieren Sie ihn im rechten Winkel neben den Kopf des Verletzten, die Handfläche nach oben gerichtet.

2. Greifen Sie mit einer Hand den anderen Arm des Betroffenen und kreuzen Sie ihn vor der Brust. Führen Sie seinen Handrücken an die nahe Wange und halten Sie die Hand in dieser Position.

3. Mit Ihrer anderen Hand nehmen Sie den Oberschenkel derselben Seite, ohne dabei ins Kniegelenk zu fassen, ziehen ihn zu sich und bringen so den Bewusstlosen in die Seitenlage. Richten Sie das oben liegende Bein so aus, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.

4. Machen Sie die Atemwege frei, indem Sie den Hals überstrecken, den Mund leicht öffnen und die Kopflage mit der wangennahen Hand stabilisieren. Decken Sie den Betroffenen zu und überprüfen Sie ständig Atmung und Bewusstsein.

Wenn Sie keine Atmung feststellen können, alarmieren Sie als erstes den Notruf 112. Danach beginnen Sie mit der "Herz-Lungen-Wiederbelebung" der bewusstlosen Person, bis der Rettungsdienst eintrifft, die Person wieder selbstständig zu atmen beginnt oder Sie erschöpft sind.


Herz-Lungen-Wiederbelebung
1. Knien Sie sich in Höhe des Brustkorbs neben den Betroffenen und machen Sie seinen Oberkörper frei. Platzieren Sie den Ballen einer Hand auf das untere Drittel des Brustbeins. Setzen Sie den Ballen der anderen Hand auf die erste Hand. Stellen Sie sicher, dass der Druck ausschließlich auf das Brustbein ausgeübt wird.

2. Beugen Sie sich nun über den Brustkorb des Betroffenen und drücken Sie mit gestreckten Armen das Brustbein 30-mal in einer Frequenz von mind. 100/Min. bis max. 120/Min. ca. fünf bis sechs cm nach unten. Entlasten Sie das Brustbein nach jedem Druck vollständig, ohne dabei den Kontakt zwischen Ihren Händen und dem Brustkorb des Betroffenen aufzugeben. Achten Sie darauf, dass Druck- und Entlastungsdauer möglichst gleich sind.

3. Führen Sie nach 30 Druckmassagen zwei Atemspenden durch. Neigen Sie dazu den Kopf nach hinten und heben Sie das Kinn an. Verschließen Sie mit Daumen und Zeigefinger die Nase des Betroffenen. Öffnen Sie den Mund bei weiterhin angehobenem Kinn. Atmen Sie normal ein und legen Sie Ihre Lippen dicht um den Mund des Betroffenen. Blasen Sie eine Sekunde lang gleichmäßig Luft in den Mund des Betroffenen. Der Brustkorb soll sich sichtbar heben.

4. Beatmen Sie danach ein zweites Mal. Drehen Sie während des Einatmens den Kopf zum Brustkorb des Betroffenen hin und achten Sie darauf, ob er sich wieder senkt.

5. Fahren Sie im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Atemspenden im schnellen Wechsel kontinuierlich fort: 30-mal drücken, zweimal beatmen.


Quelle: Deutsches Rotes Kreuz