1993 Mein gesprochene Wort lehrt Fälle und Theorie

Anfang der 70er Jahre interessierte sich das junge Rauschgiftdezernat der Münchner Polizei und später des Bayerischen Kriminalamtes für die medizinische Seite der Rauschgiftszene, Wirkung und Behandlung der Drogen. In lebhaften Vorträgen schilderte ich das Elend und die Schwierigkeiten der Behandlung.

Später bat mein Chef, wenn er keine Lust hatte, die Vorlesung in der Sanitätsakademie der Bundeswehr oder in der Dauer seiner

6 monatigen Krankheit die Vorlesung "Klinische Toxikologie" zu

halten. Da ich anfangs binnen 10 Minuten erst erfahren hatte, einzuspringen, gewöhnte ich mir an, plastisch den heutigen Fall zu schildern und daran die Prinzipien der Toxikologie -Behandlung zu erklären. Dies wurde dann zum Vortragsstil, der überall gerne gehört wurde. Zuletzt hielt ich jährlich 75 große Auswärtsvorträge, über 1000 insgesamt.

Die Vorträge vor Laien, Bürgerinitiativen und Rettungssanitätern dauerten oft bis zu 6 Stunden, bis der letzte Fragende zufrieden

war. Unter der Häufigkeit, den immensen Anstrengungen und den steten kostenlosen Vortragswünschen litt die Forschungstätigkeit so sehr, dass alles 1993 eingestellt werden musste.

Heute halte ich Vorträge nur vor Erfahrenen, die Spezialfragen zu

Vergiftungen haben, nicht mehr vor Querulanten, die bestreiten, dass Gifte auf den Menschen wirken und solange rauchen wollen, bis sie die Folgen selber merken.

Im Sommersemester 1976 hielt ich erstmalig die Vorlesung "Klinische Toxikologie", weil mein Chef krank war. Es waren nur 8 Studenten eingeschrieben, weil sie so langweilig war. Ich nahm stets den spektakulärsten Kranken, meist ein Hubschrauber-Fall mit in die Vorlesung, oft aus der Intensivstation. Jedes Semester stellte ich meinen Habilitationsfall erneut vor (nachdem ich die Klinik verließ schluckte sie erneut Zyankali und starb).

Einmal stellte ich eine Volksschullehrerin aus Wörishofen vor, die

30 Jahre lang mit ihren Schulkindern Exkursionen zu Pilzen gemacht hatte. Zuletzt brachte ihre Tochter ihr einen Korb selbst gepflückter Pilze und fragte vorsichtshalber, ob sie alle kochen dürfte. Sie pickte einen kleinen "Wiesenchampignon" heraus, der ihr ungeheuer war und aß ihn, es war ein noch nicht reifer Knollenblätterpilz, wie die Sporenbestimmung aus ihrem Stuhl ergab. Im Krankenhaus zuhause wurde sie wegen heftigster 40 wässriger Durchfälle als "Sommergrippe" infundiert. Als das Leberversagen hinzu trat, holte ich sie mit Hubschrauber zu mir.

Die Studenten fragten die liebenswürdige Frau, wie dieser Pilz geschmeckt hatte. "Es war der beste, den ich je gegessen habe".

Als sie hinausgefahren war sagte ich: "Aber der letzte." Das nächste Mal fragte die Studenten, wie es ihr ginge. Ich sagte:“ Ich sagte ja, es war der letzte Pilz, 3 Tage später war sie tot."

Ich bat eine Raucherin mit Rothändle-Zigaretten in das Gasspürgerät mit Blausäure-Prüfröhrchen einen Zug aus ihrer Zigarette hineinzublasen. Alle waren sprachlos, als 50ppm Blausäure auf der Skala waren. Dann besprachen wir die Hirnschädigung von Blausäure in dieser Höhe ("Verblödungseffekt).

Dankbar waren viele Student(-innen) und erzählten mir später, dass dadurch sie und viele Bekannte mit dem Rauchen aufgehört hatten.

Tag für Tag kamen immer mehr Studenten, zuletzt kamen für angekündigte aktuelle Sensationsfälle bis zu 100 Zuhörer.

Am Ende lud ich die Studenten zu einer Feier ein, die wir ausgelassen im Isarbett oder an einem Baggersee feierten. Heute noch habe ich eine geschnitzte Arztfigur mit persönlicher Widmung vom SS 1976. Zugleich hielt ich die Vorlesung "Der toxische Schock" in der Sanitätsakademie der Universität in Neuherberg. Anfangs waren die Ärzte, Offiziere mit vielen Sternen, entsetzt, wie ich in der Lederhose bayerisch das zweistündige Referat hielt.

Fast gehässig unterbrachen sie mich. Dann gefielen ihnen die zynisch vorgetragenen Fallbeispiele. Die Bundeswehr legte dann meinen Vortrag auf den Abschlusstag, weil danach die Kursteilnehmer eine Beurteilung des Lehrganges abliefern mussten, die danach auch für Nieten als Referenten besser ausfiel.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich später auch über Dioxine oder Amalgam sprach. Das reizte die Zahnärzte unsagbar.

Einmal saß deswegen sogar der Generalarzt im Publikum. Es war mir jedoch vorher zugetragen worden.  Nach 20 Minuten Vortrag rauschte er befriedigt von dannen und lästerte über die Falschaussagen der letzten Kursteilnehmer.

Im Sommersemester 2002 las ich wieder die Vorlesung über die Umweltgifte an der Ludwigs-Maximilians-Universität im Hörsaal der Zahnklinik in München, da dieser sehr verkehrsgünstig nahe am Hauptbahnhof liegt. Beispielhaft für die Vielfalt sind die

Vorträge von 1991:

25.01.

Westerland

22.03.

Notdienst

12.06.

Vorlesung

16.10.

Hannover

30.01.

Rosenheim

03.04.

Hamburg

14.06.

Heidelberg

18.-20.10.

Hannover

06.02.

Englschalking

12.04.

Würzburg

19.06.

Regensburg

22.10.

Garmisch

08.-11.02.

Brückenau-Kongress

14.04.

Regensburg

26.06

München

23.10.

Villingen

23.02

Essen

17.04.

Nürnberg

06.07.

Bamberg

26.10.

Ludwigsburg

19.02.

Notdienst

20.04.

Stuttgart

17.07.

Memmingen

02.11.

Baden-Baden

20.02.

Marl

27.04.

Schliersee

30.07.

München

05.11.

Warburg

27.02.

Finnisch. FS

02.05.

Interlaken

08.-24.08.

Fort Lauderdale, Texas  USA

08.11.

Freyung

06.03.

Oberschleißheim

04.05.

Frankfurt

30.08.

Unterföhring

10.12.

Osnabrück

12.03.

Luxemburg

25.05.

Nürnberg

10.09.

Oldenburg

13.12.

München

15.03.

Freudenstadt

08.06.

Regensburg

01.10.

München

 

 

20.03.

Stuttgart-Wangen

11.06.

Olching

09.10.

Notdienst