Magenkrank galt bis zum Selbstversuch als Psychisch

Ein widerwärtiger Drink: "Es roch irgendwie abstoßend nach frischem Fleisch", erinnerte sich Barry Marshall (Bild) später. Am 10. Juli 1984 genehmigte sich der Mediziner im Labor des Freemantle Hospital in Perth, Australien, dennoch ein ekliges Getränk. Es war ein Gemisch aus etwa einer Milliarde Bakterien Helicobacter aus dem Magen eines 66-jährigen Patienten und ein wenig Wasser. Marshall stürzte es herunter in der Hoffnung, so richtig krank zu werden. Genau genommen wollte der junge Arzt sich mit diesem ekligen Selbstversuch eine Magenschleimhautentzündung einfangen. So wollte er beweisen, dass diese Erkrankungen nicht nur psychische Gründe haben, sondern auch durch Bakterien ausgelöst werden können. Es gelang. Am achten Tag erbrach Marshall etwas Schleim. In der zweiten Woche bekam er einen fauligen Mundgeruch und litt unter Kopfschmerzen. Eine Untersuchung ergab schließlich den Beweis - die Bakterien hatten eine Magenschleimhautentzündung ausgelöst. Heimlich wünschte sich der hochmotivierte Mediziner, dass sich die Entzündung zu einem Magengeschwür entwickeln würde. Über das hätte er "jahrelang publizieren können". Doch als Marshall seiner Frau von dem Selbstversuch erzählte, stellte diese ihn vor die Wahl: Er sollte entweder Antibiotika oder eine eigene Wohnung nehmen. So wurde der Magenkeim Helicobacter entdeckt.

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