Hausarzt als Umwelttoxikologe*

Ausgangslage

Wir haben bisher völlig versagt beim Reduzieren von Autoabgasen, Tabakgasen, Müll, Wohngiften, Textilgiften, Pflanzenbehandlungsmitteln, Zahngiften wie Amalgam, Palladium, Formaldehyd, Giften in Nahrungsmitteln u.a.

Die Pyrethroid-Forschung der GSF wurde vom BGA geschlossen. Patienten, die Informationsschriften über Amalgam Vergütungen verteilen, wurden von der Landesärztekammer mit 500.000 DM Strafe beklagt. Der Ausschuß 'Kind und Umwelt' der Kinderärzte wurde wegen seiner Frage nach der Bedrohung durch Stillen aufgelöst, eine Warnung vor Dioxinen wurde von der Regierung mit der Drohung mit einem Disziplinarverfahren gegen einen klinischen Toxikologen beantwortet.

Obwohl hier bereits jeder zweite Baum geschädigt ist, dürfen wir nicht vor einer Global Vergiftung warnen. Die Industrie weiß dies stets zu verhindern. Zusammenhänge werden von den Verursachern zunächst immer geleugnet und Alibigutachten vorgelegt. Dadurch kann es nie zu durchgreifenden Schritten kommen, und kleine verzögernde Schritte verschleiern das Schadensausmaß, so daß uns die Globalvergiftung nicht mehr so bewußt wird. Jeder vierte Deutsche ist Allergiekrank.

Umweltvergiftete müssen lernen, daß sie sich selbst helfen müssen. Der Arzt kann und darf nur die Selbsthilfe aktivieren. Der Einzelne kann die Globalvergiftung nicht mildern. Die Anzahl der krebserzeugenden Gifte in der Umwelt verdoppelt sich bisher alle 10 Jahre.

Arbeitsziel

Jedem Patienten mit Nerven- und Immunschäden muß deutlich werden, daß jedes ähnlich wirkende Gift zu weiteren Organschäden führt. Wir können von den Millionen von vorkommenden Giften nur rund 100 im Organismus nachweisen. Wo es möglich ist, sollte der Nachweis deshalb unbedingt geführt werden.
Es gibt vermeidbare Gifte, wie toxische Zahnfüllungen und Brücken, Wohngifte (Schlafräume!) u.a. Sie können bei Nachweis eliminiert werden.

Vorgehen

Umweltgifte-Test, Allergietest auf die vermuteten Umweltgifte.
Jeden Tumor auf Amalgambestandteile (Quecksilber, Zinn, Silber) oder Spargoldanteile (Palladium, Indium, Gallium) sowie auf Holzgifte (Pentachlorphenol) untersuchen lassen. Staub vom Arbeitsplatz auf die zu erwartenden Gifte prüfen lassen.
Den Verursacher stets mit den individuellen Meßergebnissen konfrontieren. Grenzwerte gelten nur für gesunde Erwachsene und nur für Einzelgifte, nie für Allergiker. (Wieviel Alkohol darf ein Alkoholiker mit Leberzirrhose trinken?) Wer garantiert für ein Wohlergehen bei Niedrigdosen von körperfremden Giften?

Aussicht

Wenn wir schon chronisch vergiftete Organismen nicht entgiften können, so können wir doch durch den Nachweis der Noxe oft die weitere Giftaufnahme abstellen.

Da nach einigen Jahren irreversible Vergiftungsfolgen eintreten, müssen wir häufig einen Arbeitsplatzwechsel oder gar eine Berentung befürworten.

Finanzielle Entschädigungen sind für die Patienten allenfalls bei Amalgamschäden zu erwarten, da dies als Arzneimittel eingestuft ist und damit mit 50.000 DM Versicherungssumme gegen unerwartete nachgewiesene Schäden versichert ist. Allerdings ist Amalgam auch oft eine Ursache für eine generelle Chemikalienunverträglichkeit, und seine Sanierung führt zu einer Besserung der Befindenslage, auch ohne daß bereits große Amalgam-Körperdepots bestanden haben. In der Regel jedoch muß bei der heutigen Rechtslage der Arzt hilflos der allmählichen Gesundheitsverschlechterung durch Chemikalien bei der Bevölkerung zusehen.
Ein Umdenken wird wohl leider erst erfolgen, wenn in jeder Familie ein irreversibel Umweltvergifteter für Alternativen kämpft. Erst dann können Politiker die heute noch inopportunen Veränderungen zum Schutz unserer Umwelt durchsetzen.

* =Quelle: FORUM JANUAR 1990

Daunderer - Handbuch der Umweltgifte - 28. Erg.-Lfg. 4/97