1985 Gifte in Textilien entdeckt

 

Eines Tages kam eine Trachtenboutiken-Besitzerin in die Praxis mit der Frage, warum sie sich immer todelend fühlte, wenn eine neue Lieferung Trachtenkleider ausgepackt wurde. Zudem trug sie stets ihre neueste Kollektion selbst. Weißes Pulver entleerte sich beim Schütteln vor allem aus Strickjacken, vereinzelt in geringeren Mengen auch aus anderen Wolltextilien wie Mäntel etc. Laboruntersuchungen des Pulvers erhärteten den Verdacht, dass es sich um reines Lindan handeln könnte. Im Laden und im Blut/Urin fand man Lindan ebenfalls in höchsten Konzentrationen. Arbeitsmediziner der Universität München bescheinigten ihr, dass "es nichts macht".

 

Ich sagte ihr nach eingehender Prüfung: "Das, was wir gerade messen, ist sicher nicht die eigentliche Ursache ihrer Krankheit, die sicher von Ihren neuen Trachten stammt. Wenn Sie nicht eiligst ihren Laden schließen, sterben sie daran." Zudem riet ich ihr, ihre Amalgamfüllungen in Kunststoff zu tauschen und spritzte ihr selbst Eisen in die Vene unter Intensivbedingungen, da es tödliche Zwischenfälle geben kann. Sie konnte geschlucktes Eisen nicht resorbieren und hatte einen schweren Eisenmangel, der sich nur zu bessern begann, wenn sie mehrere Wochen nicht im Laden war.

 

Gesünder wurde sie erst, als sie den Laden schloss. Später wurde nachgewiesen, dass die Arbeitsmedizin der Patientin nur ein Tausendstel des tatsächlich gemessenen Lindanblutwerts bekannt gegeben hat. Die Berufsgenossenschaft hatte aber im Gegensatz zur Patientin den richtigen extrem hohen Wert bekommen, was strafrechtliche Konsequenzen hatte. Dies blieb jedoch nicht der einzige Skandal in diesem Fall. Das Opfer bekam drei rechtskräftige Urteile:

 

1. Sie bekommt keine Anerkennung einer Berufskrankheit, da die hohen Lindanwerte Laborfehler sein müssen, weil sie diese nicht überlebt hätte. Tatsache ist, dass sowohl am Bremer Umweltinstitut wie an der Arbeitsmedizin der Universität München die gleichen extrem hohen Lindanwerte gefunden wurden.

 

2. Im Schadensersatzprozeß gegen den Freistaat Bayern wurde bestätigt, dass die hohen Lindanwerte stimmen, aber man bei noch höheren Werten nicht dauerhaft krank werden kann.

 

3. Die hohen Lindan-Blutwerte erklären voll das schwere Krankheitsbild mit Lindan im Strafverfahren gegen eine Ärztin der Arbeitsmedizin.

 

Zwei waren also juristische Fehlurteile, die ein Bürger hinnehmen muss. Erstmalig bekamen wir durch die Ermittlungen in diesem Fall den "Textilhilfsmittelkatolog" in die Hand, der jetzt für 298,-- Euro bei "Deutscher Fachverlag" erscheint. Obwohl er keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt enthält er ca. 7.000 Ausrüstungschemikalien. Darunter auch immer wieder Chemikalien, die in anderen Bereichen schon längst verboten sind, angeblich um die Schneidfestigkeit, Knitterarmut oder Wasser abstoßende Wirkung usw. zu erreichen. Vom E-605 bis zum Zyankali sind alle Ultragifte vertreten. Ca 200.000 to Chemikalien werden so hochgiftig und allergisierend über "des deutschen Hemd" entsorgt. Die meisten Arbeitsmediziner und Ärzte arbeiten an diesen Komplott zusammen, es lief ein Gerichtsverfahren gegen den Leiter der Toxikologischen Abteilung, der als Belegfall drei verschieden völlig unterschiedliche Messdaten vor Gericht vortrug, mit einem rechtskräftigen Oberlandesgerichtsurteil, dass er sein Gutachten auf Annahmen gestützt hat, die nicht zutrafen.

 

Neue Textilien kann man erst vertragen, wenn sie mehrmals heiß gewaschen wurden oder bei Leder chemisch gereinigt wurden. Vor allem für Kleinkinder sollte man sich Second-Hand-Ware überlegen.

 

(Auszug aus meiner neuen Biografie)