2011 Doktorand Erfüllungssklave seines Doktorvaters

Der Doktorvater ist voll verantwortlich für die von ihm in der Fakultät zur Genehmigung vorgelegte Doktorarbeit.

Klar, dass er vorher alles auf mögliche Schlampereien seines „Lehrlings“ durchgesehen hatte. Der Doktorand macht zum ersten und letzten Mal in seinem Leben eine Arbeit, die er noch nie gelernt hatte und deswegen exakt von dem versierten Doktorvater instruiert werden musste.

Literaturarbeiten in der Medizin sind wie juristische Doktorarbeiten ausschließlich Zitate aus der Literatur. Eigene Gedanken gibt es höchstens zwei Sätze im Resümee. Das System zum zitieren der vielen Quellen aus denen die gesamte Arbeit entstammt, muss vorher exakt festgelegt sein. Kein einziger Satz in der gesamten Arbeit entstammt aus der Feder des Doktoranden, der keine Kenntnisse in dem von ihm bearbeiteten Thema hat. Doktoranden sollen anhand einer Arbeit erstmals wissenschaftliches Gliedern und Ordnen lernen. Die Dissertation ist eine rein freiwillige Tätigkeit, bringt nur Arbeit mit sich, nicht jedoch Geld oder Ruhm im späteren Leben.

In Österreich bekommt der Medizinstudent mit seiner Abschlussprüfung automatisch seinen „Dr.med“ geschenkt. Bei uns kann man Jahre im Studium verlieren, wenn man freiwillig eine experimentelle Arbeit durchführt. Wenn man zu lange dafür braucht, veröffentlicht sie ein Kollege und alles war umsonst. Literaturarbeiten sind die Garantie für eine kurze Arbeitszeit und die Annahme der Arbeit.

Das Thema zur Doktorarbeit vergibt ein Doktorvater, der das Ergebnis gerade für seine Arbeit braucht. Er gibt klare Anweisungen und führt durch die ganze Arbeit.

Gründlichst korrigiert er die fertige Arbeit. Zwei weitere Professoren lesen und benoten die Arbeit. Zuletzt wird alles abgeschlossen durch die Doktorprüfung durch drei Dozenten.

Literaturauswahl, Abfassung, Gliederung und Zielvorstellungen werden vom Doktorvater exakt vorgegeben. Die persönliche Freiheit des Doktoranden ist extrem gering. Wenn er sich nicht exakt an die Vorgaben hält, wird ihm die Arbeit niemals abgenommen. Wenn der Doktorvater stirbt oder ins Ausland geht, war alles umsonst.

Das ganze gilt nicht für im Ausland gekaufte Doktortitel oder „honoris causa“ verschenkte Titel, wie sie in der Regel von älteren Politikern getragen werden.

Hunderte Doktoranden hatte ich betreut für meine 35 Lehrbücher, für die sie viele Kapitel verfasst hatten. Bis zum Komma korrigierte ich exakt alle Arbeiten. Falsche Zitierweisen wurden schon mit den ersten abgelieferten Probeseiten korrigiert. Die fertige Arbeit übernahm ich ins Handbuch.  Die jungen Studenten haben natürlich mehr Interesse an der Freizeit und Freude als am Schreibtischhocken. Es ändert sich erst, wenn der Doktorand zum Hubschraubereinsatz mitfliegen durfte oder eine gesellige Veranstaltung alle zusammenhielt. So schenkte mir eine Gruppe Doktoranden im Sommersemester 1979 feierlich eine geschnitzte Plastik.

Oft kommt die große Enttäuschung, wenn den anderen Professoren das Thema nicht gefällt. So war es mit dem Doktoranden, der horrende Quecksilberkonzentrationen im Staub von 30 Zahnarztpraxen gemessen hatte oder dem, der an fast 100 kindlichen Leichen die Zellschädigung des Gehirns entsprechend der Zahl der Mütterlichen Amalgame gefunden hatte oder dem, der drei Monate lang nach der Bhopal-Katastrophe hunderte Schwerkranke nachuntersucht hatte. Erst nachdem diese jungen Ärzte sinnentstellende Sätze in ihre Doktorarbeit eingefügt hatten, waren die Ordinarien zur Annahme zu bewegen. Viele werfen daraufhin die Arbeit in den Müll und ersparten sich – ohne Doktortitel – den Neid andere wie jetzt Verteidigungsminister Guttenberg, ohne den geringsten Mangel zu verspüren.

Die Geschichte des Neids um Doktorarbeiten ist ellenlang und würde allein mit meinen Doktoranden ein Lexikon füllen!

Rivalitäten unter Professoren werden bundesweit auf dem Rücken von Doktoranden ausgetragen.

Verteidigungsminister Gutenberg sollte die paar vergessenen zu den 1300 (!) Literaturzitaten auf seiner 476 Seiten (Norm 100!) starken Doktorarbeit einfügen. Die scheinheiligen Kritiker sollten den Beweis vorlegen, dass sie neben ihrer täglichen Arbeit freiwillig und unbezahlt eine solche Meisterleistung fehlerfrei vollbringen können.

Doktoranden sind Lehrlinge des Doktorvaters, der die Pflicht hat, für Qualität in der Arbeit zu sorgen. Er wird von mehreren Ordinarien der Universität überwacht. Für ein Vergessen von Fußnoten in einer Zitatarbeit ist der Doktorvater verantwortlich. Dies ist jedoch niemals ein Plagiat, da von vorneherein alle Texte ausnahmslos abgeschrieben sind.

Prof. Häberle, der Doktorvater von Guttenberg soll 18 Ehrendoktortitel bzw .Medaillen tragen http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/gerhard-wisnewski/guttis-doktorvater-prof-dr-dr-h-c-mult-.html

Diskussionen über Plagiat, Betrug u.ä. werden nur von Ignoranten geführt. Allerdings gehört eine schlampige Doktorarbeit zurückgezogen und verbessert! In München soll eine Doktorarbeit nicht mehr als 100 Seiten umfassen. Bei umfangreicheren ist der Doktorvater oft überfordert, lässt sie zu lange liegen.

Noch besser ist, auf den bei Politikern üblichen Doktor „honoris causa“ zu warten. Er erzeugt nicht so viel Neid!

Gute Noten bei der Dissertation sind übrigens keineswegs ein Freibrief für ein erfolgreiches Leben;

Eine Gruppe vonTox-Doktoranden überreichte mir im Somersemester 1979 feierlich eine geschnitzte Figur „Max`l 4-DMAP“, Foto: