Brandverletzte Toxische Effekte beim Inhalationstrauma

Unsere Erfahrungen bei mehr als 500 Brandverletzten zeigen, dass alle durch toxische Gase vergiftet waren:

• Kohlenmonoxid verursacht u. a. ein Hirnödem und andere anoxische Organschäden.

• Lungenreizstoffe (mehr alt 5500 chemische Substanzen sind bekannt) verursachen sofort oder nach einer Latenzzeit von mehreren Tagen ein toxisches Lungenödem mit Schock. Schnellteste in den Brandgasen klären die Giftgase ab. Die schnellstmögliche Verabreichung eines Dexamethason-Sprays am Ort des Geschehens zur Aktivierung des Surfactant-Factors ist die einzige sinnvolle Therapie. Kortikoide sollten nicht systemisch gegeben werden, da die Nebenwirkung für Brandverletzte zu groß und die erwünschte Wirkung auf die Lunge zu unbedeutend ist.

• Falls stickstoffhaltige organische Substanzen wie Polyurethan schäum. Wolle oder Leder verbrannten, leiden Brandverletzte auch an einer Blausäurevergiftung. Bewusstlosigkeit nach einigen Stunden oder ein sofortiger Herzstillstand oder ein Schock und ein Hirnödem können dadurch eintreten. Schnellteste in der Ausatemluft oder im Blut des Opfers klären, ob eine Antidottherapie erforderlich ist:

Ansprechbare sollten eine Atemtüte vollblasen (l Liter). Auf die Tüte wird dann ein Prüfröhrchen für Blausäure gesetzt und die Tüte mit der Handpumpe des Gassprühgerätes leergepumpt. Falls eine Rosafärbung eintritt, ist eine Antidottherapie nötig.

Bei Bewusstlosen wird der Test im Blut durchgeführt, man füllt etwa l ml Blut unter Luftabschluss in ein Gefäß mit 10%iger Schwefelsäure und mißt mit dem Prüfröhrchen und der Pumpe die entweichenden Gase. Eine Rosafärbung einzelner Kristalle gilt als positiv. Bei schweren Vergiftungen mit Herz- und Atemstillstand muss der schnelle Methämoglobinbildner 4-DMAP (1,5 mg i.v.) und dann 100 ml 10%iges Natriumthiosulfat i.v. injiziert werden. Bei Fehlen lebensbedrohlicher Symptome wird nur das zweite, völlig ungiftige Antidot injiziert.

• Metallverbindungen können über die Haut oder über die Atemwege resorbiert werden. Wenn der Giftnachweis im Urin positiv ist, müssen als Antidot z. B. der Chelatbildner DMPS gegeben werden (Kapseln oder Ampullen ä 250 mg).

Je nach Giftmilieu müssen die verschiedenen Diagnose- und Therapieschritte miteinander kombiniert werden.


Quelle: PD Dr. med. habil. Max Daunderer: Referat 2. Kongress European BU..IS Association. 7. Oktober 1987. Aachen, „Inhalation trauma after burns". Aus „Forum des Praktischen und Allgemein-Arztes 27 (1988), Nr.4