Blausäureanschlag auf New Yorker U-Bahn abgeblasen, Schutz möglich

Die New-Yorker U-Bahn soll Anfang 2003 Ziel eines Giftgasanschlags von al-Qaida gewesen sein. Einem renommierten US-Journalisten zufolge wurde der Plan jedoch 45 Tage vor dem vorgesehenen Termin abgeblasen.
Der geplante Anschlag auf die Untergrundbahn von New York hätte unter Umständen ebenso viele Menschen das Leben gekostet wie die Terroranschläge vom 11. September 2001, berichtet das Nachrichtenmagazin "Time".

Spiegel online 18.06.06 (Original unten)

 

 

Schutz möglich

Gegen Blausäure gibt es ein hervorragendes, ungefährliches Gegengift, 4-DMAP (4-Diamino-paraaminophenol), einen Methämoglobinbildner.

Die Blausäure wird an Methämoglobin gebunden und kann den Körper wieder verlassen. Wir hatten dieses Gegengift 1972 erstmalig in der Welt angewandt und einer schwerst Vergifteten damit das Leben gerettet (Daunderer, Habilitation). Das Gegengift wurde von dem Münchner Toxikologen Prof. Weger entdeckt, nachdem er alle methämoglobinbildende Aminophenole systematisch im Tierversuch untersucht hatte.

Da Blausäure früher und zu Zeiten des Kalten Krieges ein sehr gefürchtetes Gift zur Massentötung war, waren später alle Armeen mit 4-DMAP ausgerüstet und diese Waffe damit wertlos. Ebenso kann es mit den Plänen von verrückten Attentätern geschehen. Ein guter Schutz ist die beste Garantie vor einem Missbrauch.

Die deutsche Firma Köhler hat 4-DMAP als Spritze (Pharmazentral Nr.2057599), vorbereitet als Fertigspritzen und als Tabletten und damit können alle U-Bahn-Fahrer und Gäste optimal vor diesem heimtückischen Gift geschützt werden.

1.Schutz vor Giftaufnahme

Am praktikabelsten ist als Fluchthaube eine kleine, durchsichtige Plastiktüte (45x36 cm, Müllsack), die schnell über den Kopf gestülpt, 2-3 Minuten auf dem Fluchtweg vor einer tödlichen Giftaufnahme schützt. Blausäure hat einen typischen süßlichen Geruch nach Bittermandeln.

2.Schutz vor der Blockade des Sauerstoffs

Blausäure blockiert das Atmungsferment. Durch das Entstehen eines ungiftigen blauen Blufarbstoffes (Methämoglobin) an den sie sich leicht binden kann, wird das Atemferment geschützt. Durch den kurz vorher geschluckten Umwandler in blauen Blutfarbstoff (Methämoglobinbildner) 4-DMAP, kann aufgenommene Blausäure in hoher Konzentration nicht schaden.

Fertigspritzen oder Tabletten schützen Helfer oder den U-Bahn-Fahrer. Wenn Erste-Hilfe-Kästen in der U-Bahn solche Tabletten in Einzelpackungen enthalten, können Fahrgäste, die im Tunnel festhängen,  rasch damit versorgt werden. Die Kosten hierfür sind unbedeutend. Im Verdachtsfall können Helfer dies unbesorgt prophylaktisch tun.

Die Vergiftung des roten Blutfarbstoffes wird damit sicher verhindert. Kohlefilter sind wertlos. Selbst Blausäurefilter sind nur minimal schützend.

3.Rettung schwer Vergifteter

Schwer Vergiftete mit Atemstillstand können sofort wieder ins Leben zurück gebracht werden durch eine sofortige Spritze 4-DMAP (3mg/kg KG) in die Vene und dann später hohe Dosen Natriumthiosulfat (100 ml 10%) zum Ausscheiden der Gifte über den Urin. Schwefel entgiftet langsam die aufgenommene Blausäure. Sauerstoff ist wertlos.

 

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Al-Qaida plante Giftgasanschlag auf Metro

Die New-Yorker U-Bahn soll Anfang 2003 Ziel eines Giftgasanschlags von al-Qaida gewesen sein. Einem renommierten US-Journalisten zufolge wurde der Plan jedoch 45 Tage vor dem vorgesehenen Termin abgeblasen. Die CIA habe einen Prototyp der Anschlagswaffe gebaut und US-Präsident George W. Bush gezeigt.

New York - Der geplante Anschlag auf die Untergrundbahn von New York hätte unter Umständen ebenso viele Menschen das Leben gekostet wie die Terroranschläge vom 11. September 2001, berichtet das Nachrichtenmagazin "Time". Das Al-Qaida-Netzwerk von Osama Bin Laden wollte das Giftgas demnach wenige Wochen vor dem US-Einmarsch im Irak im März 2003 einsetzen. 45 Tage vor dem vorgesehenen Termin habe der Stellvertreter von Osama Bin Laden den Plan abgeblasen.

Das Nachrichtenmagazin "Time" veröffentlichte am Sonntag auf seiner Website Auszüge aus einem Buch des Journalisten Ron Suskind. Ein Informant aus dem Umfeld der al-Qaida-Führung habe die US-Behörden darüber in Kenntnis gesetzt, dass Aiman al-Sawahiri das Vorhaben im Januar 2003 abgesagt habe, heißt es in dem Buch.

Als Giftgas sollte Hydrogencyanid eingesetzt werden, das über ein leicht zu verbergendes System in zahlreichen U-Bahn-Waggons hätte freigesetzt werden können. Pläne dafür hatten US-Ermittler auf dem Computer eines im Februar 2003 festgenommenen Islamisten aus Bahrein entdeckt. Ihnen gelang ein funktionierender Nachbau des Systems, das Suskind zufolge für die al-Qaida einen Durchbruch in der Waffentechnologie bedeutete. Alle vorherigen Bemühungen, das tödliche Gas bei Anschlägen im großen Stil einzusetzen, scheiterten.

Ein Sprecher der US-Bundespolizei FBI lehnte es ab, Einzelheiten des Berichts zu bestätigen. Ein Sprecher der New Yorker Polizei sagte, die Behörden hätten von dem geplanten Anschlag gewusst. Es seien angemessene Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden. Die New Yorker Verkehrsbehörde lehnte eine Stellungnahme ab.

Dem Bericht zufolge wurde Bush und seinem Stellvertreter Dick Cheney im März 2003 ein Modell der Waffe gezeigt, das die CIA anhand der Pläne gebaut hatte. Als die Information eintraf, dass al-Sawahiri den Anschlag abgesagt habe, befürchtete Bush laut Suskind, dass al-Qaida einen noch folgenschwereren Anschlag plane. Die allgemeine Schlussfolgerung sei gewesen, dass al-Qaida in einer zweiten Anschlagswelle noch schlimmere Folgen als am 11. September 2001 bewirken wolle.

Der Informant, der sich mit der al-Qaida-Führung überworfen habe, habe Sawahiri mit den Anschlägen in Verbindung gebracht, schreibt Suskind. Er sei später von saudi-arabischen Sicherheitskräften getötet worden. Der Auszug aus Suskinds in Kürze erscheinendem Buch "The One Percent Doctrine" (Die Ein-Prozent-Doktrin) sollte am Montag in der gedruckten Ausgabe von "Time" erscheinen. Suskind ist ein ehemaliger Reporter des "Wall Street Journal", er wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

hda/AP Spiegel-online 18.06.06