Außerkörperliche Erfahrungen, Hirntumor

Störstelle im Gehirn

schickt auf „Astralreise”

BERLIN — Bei so genannten au­ßerkörperlichen Erfahrungen bzw. „Astralreisen” verlässt man seinen Körper und schaut von oben auf sich herab. Nach neueren Untersuchungen könnten diese esoterisch anmutenden Phänomene durchaus handfeste neurologische Ursachen haben.

 

Was an den so genannten „As­tralreisen” besonders auffällt, ist ihr relativ gleichförmiger Ablauf, sagte Dr. OLAF BLANKE vom „Brain Mind Institute in Lausanne beim DG­PPN-Kongress. Meist beginnt es mit einem seltsamen Gefühl der Vibra­tion, dann schwebt man nach oben, dreht sich einmal um 180 Grad um sich selbst und schaut dann von

2 bis 3 m Höhe auf seinen eigenen Körper hinunter.

Jeder Fünfte schon mal aus dem Körper gefahren

Unabhängig von Kulturkreis erleben ca. 5 bis 20 % der Menschen solche Reisen, meist beim Einschla­fen oder Aufwachen und in der Regel auch nur ein-, zweimal im Leben. Dr. Blanke berichtete von einer 43-jähigen Epileptikerin, bei der man zufällig entdeckte, dass die Stimulation bestimmter Hirnareale reproduzierbar zu solchen außerkörperlichen Erfahrungen führte. Untersuchungen bei weiteren neu­rologischen Patienten und gesunden Probanden führten immer wieder zum temporoparietalen Kortex. An dieser Schnittstelle laufen verschie­dene multisensorische Informatio­nen zusammen.

Manchmal Erstsymptom eines Hirntumors

Die korrekte Wahrnehmung des eigenen Körperschemas ist ein sehr komplexer Vorgang und muss offen-sichtlich mühsam aufrecht erhalten werden, erklärte Dr. Blanke. Wahr­scheinlich können die unterschied­lichsten Einflüsse, z.B. auch Drogen oder Hypnose hier zu Störungen führen. Meist haben diese vorübergehenden Störungen keinen Krank­heitswert. Bei gehäuften „Astralrei­sen” sollte man den Patienten aber genauer ansehen. So sind Einzelfälle bekannt, bei denen diese Störungen erstes Symptom eines Hirntumors waren.

 

Medical Tribune 27.01.2006