Ausfräsen tamponieren oder zunähen?

 

1.Ausfräsen eines eitrigen Knochens ist nötig, wenn der Knochen weich und zerstört ist. Die Ursache ist stets ein Herd aus Eiter- und Leichengiften.

Bei Eiter muss stets ein Salbenstreifen mit Antibiotika eingelegt werden, damit örtlich die Bakterien erfolgreich bekämpft werden können. Vor der Operation wird ein Wattebausch in der Wunde gedreht und ins Labor geschickt, damit festgestellt werden kann, welches Antibiotikum (in geringster Menge!) effektiv die Bakterien bekämpft. Die Nachoperation dient ausschließlich dazu, totes Gewebe zu entfernen, damit neues nachwachsen kann, Ursache der Knochenzerstörung sind ausschließlich hochgefährliche Bakterien, die durch nichts anderes in der Welt beseitigt werden können als durch Wundeneröffnung und örtliche Antibiotikatherapie.

Wenn man eine solche Wunde zunäht und keinen Antibiotikumstreifen einlegt, halte ich die Operation für völlig wertlos. Sie muß dann möglichst bald von einem willigen Knochenchirurgen wiederholt werden. Natürlich ist das wochenlang nötige Wechseln der Salbenstreifen sehr unbeliebt bei Zahnärzten und krass unterbezahlt von der Kasse.

Wir empfehlen daher am Giftnotruf ein Rezept :

Oxytetracyclin-Hydrocortison-Augensalbe Jenapharm (5g 1.24€)

Gazestreifen steril 1cm x 5 m (z.B. Fa.Roeko)

(Tetracyclin zum Entgiften + als Antibiotikum,

Cortison zum Offenhalten der Wunde,

Streifen anfangs ca.15 cm lang,

später immer kürzer, ca.6 Wochen lang.

2. Wenn ein großer Hautlappen aufgeschnitten wurde, müssen die klaffenden Wundränder mit einer "Situationsnaht" festgehalten werden.

Dazwischen ist aber Platz für einen Streifen.

3.Wenn nach einer Operation der Streifen "vergessen" wurde, kann der Haus-Zahnarzt ihn noch nachschieben.

4.Bei Weisheitszähnen gilt das Vergessen eines Streifens als Ärztlicher Kunstfehler (Universität Regensburg). Dicke Backen, Fieber und Kopfschmerzen sind dann die Folge.

Wir bzw.unser Student sah einen Todesfall in der Rechtsmedizin durch Zunähen nach dem Ziehen eines Weisheitszahnes mit anschließender Hirnthrombose.Schwere Folgezustände hörten wir zu Hunderten.

Andererseits hören wir auch täglich, dass mit Streifen versorgte überhaupt keine Schmerzen verspürten. Ja sogar verrichten viele so Operierte die ersten drei Tage nach dem Zähneziehen irre Leistungen ehe es ihnen am dritten Tag - wie allen postoperativ - "die Füße wegzog", das Bild ähnlich einer Grippe mit Schwäche eintrat, um dann allmählich in ein ungekanntes Wohlheitsgefühl über zu gehen.

5.Unsere Patienten, die sich die Medikamente besorgt hatten, stopften sich zum Teil selbst den Streifen ins Zahnloch. Mittlerweile ist es aber wesentlich patientenfreundlicher geworden.