Amalgam-Plomben raus stärkt das die Immunabwehr


Leser fragen

 

Frage von Dr. von Laue:

Bei einem 54jährigen Patienten hatte sich ein malignes Melanom gebildet. Dr. med. dent. Herold Müller, Königstein, wies in einem Artikel auf die immunsuppressive Wirkung von Amalgamfüllungen hin. Daher meine Fragen:

1.  Wie ist der derzeitige Kenntnisstand über die Schädlichkeit der Amalgamfüllungen?

2.  Durch welche Untersuchungen können die angeschuldigten, elektrischen Spannungsdifferenzen zwischen Amalgamfüllungen und Goldfüllungen gemessen werden? Ist die Spannungsdifferenz ein Maß für die Schädlichkeit?

3.  Sollte dem an einem Melanom erkrankten Patienten die Entfernung der Amalgamfüllungen empfohlen werden?

Dr. med. Hans-Broder von Laue, Arzt für Allgemeinmedizin, Am Eichhof, 7532 Niefern-Öscheibronn

Antwort von Dr. Daunderer:

Quecksilber und Kupier sind neben Zinn und anderen Schwermetallen die wichtigsten Komponenten in Amalgamen.

Flüssiges Quecksilber geht eine lockere Verbindung mit den Metallspänen ein. Durch Speichel, festes Kauen, saure und heiße Speisen wird bis zu 150mal mehr herausgelöst.

Zink und Selen bewirken eine Ausscheidung des hochgiftigen Quecksilbers aus dem Körper. Zink ist besonders in Fleisch und Weizenkleie enthalten. Bei einem Mangel kann es langfristig zur Speicherung von Quecksilber in Organen kommen,

Bakterien im Mund verwandeln anorganisches in organisches Quecksilber, das, weil lipoidlöslich, besonders stark im Nervensystem gespeichert wird. Außer beim Legen und Herausnehmen von Amalgamfüllungen ist die täglich aufgenommene Quecksilbermenge sehr gering, was man an den nur leicht erhöhten Spontankonzentrationen in Blut oder Urin sieht. Falls man jedoch einen nicht lipoidlöslichen Chelatbildner, das Quecksilber-Antidot DMPS (250 mg i. v., – erhältlich Tel. [0 89] 22 00 69) injiziert, findet man 30 bis 45 Minuten nach der Injektion im Urin einen Teil des organisch gespeicherten Queck­silber- und Kupferdepots.

Im Unterschied zu den über die Nahrung aufgenommenen Quecksilberanteilen, findet man bei Amalgam-Trägern alle Metallkomponenten der Füllungen wieder. Auch falls die Spontankonzentration weniger als ein Zehntel des Mobilisationswertes beträgt, handelt es sich bereits um eine chronische Vergiftung. Je krasser der Zinkmangel ausgeprägt ist, desto stärker ist die Vergiftung. Je höher das Kupferdepot war, desto geringer fällt bei der ersten Mobilisation die Quecksilberausscheidung aus.

Die Symptome sind außerordentlich vielschichtig, da im Prinzip jedes Organ geschädigt werden kann.

Am häufigsten sind jedoch Nerven-und Immunschäden. Autoptisch werden im Nervensystem auch die höchsten Quecksilberwerte gemessen. In Spezialröntgenbildern können im Knochen unter Amalgamfüllungen zarte wolkige Aufhellungen festgestellt werden, welche ostitischen Veränderungen durch Schwermetalldepots entsprechen. In diesen Fällen überwiegen die lokalen Erscheinun­gen wie rezidivierende Sinusitiden und Neuralgien.

Daneben spielt die schon lange beschriebene T-Lymphozyten-Depression bei langjährigen Amalgam-Trägern eine wesentliche Rolle. Sie spiegelt die inununsuppressive Wirkung wider, die wir bei fast allen chroni­schen Vergiftungen finden und die rheumatische Erkrankungen, Neo­plasmen und viele andere Erkran­kungen begünstigen. Amalgam-Träger leiden dann an ernsten Vergiftungsfolgen, wenn andere Gifte (Lösungsmittel, Dioxine u. a.) oder Infektionen zusätzlich das Immun- und Nervensystem schädigen und wenn ein Zinkmangel die Kupfer- und Quecksilberspeicherung begünstigt.

In unserem Krankengut fand sich (unter ca. 900 Amalgamgeschädigten) eine junge Frau mit 9 Amalgam- und 2 Goldfüllungen mit malignem Melanom, deren Quecksilberdepot recht hoch war (Spontanurin bei Kreatinin 3,43 = Hg 7,1 All; nach Mobilisation mit DMPS bei Kreatinin 3,5 – Hg 1095,5 lig/I, Cu 2774 ggil).

Vergiftungssymptome finden sich schon ab 50 µg/1 i.U, nach Mobilisation. Zirka 80 Prozent der Vergifteten haben Werte zwischen 100 bis200 µg/g Kreatinin Hg, nur 1 Prozent über 1000. Der höchste uns bisher bekannte Wert lag bei 42 333 )kg/1 i.U.

Solange die Amalgamfüllungen verbleiben, bleibt das Hg-Depot auch nach mehreren Mobilisationen hoch. Erst nach der Zahnsanierung verschwindet es durch Mobilisation. Patienten, welche zuvor eine homöopathische „Ausleitung" bekamen, hatten überraschenderweise extrem hohe Mobilisationswerte; Es finden sich allerdings nicht bei Allergikern, sondern bei den psychiatrischen oder neurologischen (Fehl-)diagnosen die höchsten Giftkonzentrationen.

Resümee :

1.   Amalgamfüllungen führen auf Dauer zu mehr oder minder großen Schwermetalldepots in den Organen, langfristig zu Nerven- und Immunschäden mit diversen Symptomen.

2.  Die Spannungsmessung ist ein Hinweis auf einen Batterieeffekt mit Ionenfreisetzung. Bei positivem Ergebnis sollte ein Mobilisationstest durchgeführt worden:

I. Spontanurin auf Hg, Zn

II.  Injektion von 3,5 mg/kg KG DMPS i. v.

III. nach ca. 45 Min. Hg-, Cu- (Pb-, Cd-)Nachweis im Urin.

Besonders bei einem Patienten mit malignem Melanom, aber auch allen Patienten mit anderen Immun- und Nervenschäden sollten Amalgamfüllungen eiligst entfernt werden, um eine mögliche zusätzliche Noxe, wenn nicht gar die Ursache auszuschalten.

Schutzmaßnahmen (Kofferdamm, keine schnelle Turbine CHg-Einatmung!>) sollten beachtet werden. Danach empfiehlt sich Zinksubstitution und  Mobilisation der Schwermetalldepots.

Dr. med. habil. Max Daunderer, Internist, Toxikologisches Zentrum München, Weinstraße 11, 8000 München 2

Ärztliche Praxis, XLI. Jahrgang Nr. 90 (Seiten 3113/3114) November 1989