Alzheimer durch Amalgam-Füllungen

 

Bei der Ätiologie der Alzheimer-Erkrankung könnte Quecksilber eine „entscheidende Rolle“ spielen. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe um Dr. Johannes Naumann vom Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg (Mutter J. et al., Neuroendocrinology Letters 2004). Die Freiburger Mediziner bieten einen Test an, mit dem sie das Alzheimer-Risiko durch die Quecksilberbelastung bestimmen.

 

MMW: Was weiß man über den Zusammenhang zwischen Quecksilber und der Entwicklung einer Alzheimer-Demenz?

Naumann: In Hirn- und Blutproben von Alzheimer-Patienten ist Quecksilber in erhöhten Konzentrationen nachweisbar. Aus Tierexperimenten und aus in-vitro-Untersuchungen mit menschlichem und tierischem Hirngewebe ist bekannt, dass sehr niedrige Konzentrationen von Quecksilber Veränderungen im Gehirn hervorrufen. Quecksilber ist übrigens das einzige Metall, das solche alzheimertypischen Veränderungen hervorgerufen hat.

 

MMW: Ist die Datenlage eindeutig?

Naumann: Eine Studie, die den endgültigen Beweis erbringen wird, müsste mindestens 50-70 Jahre dauern. Aber wenn wir alle verfügbaren Daten betrachten, ist ein klarer Trend erkennbar, der auf einen Zusammenhang zwischen Quecksilber und Alzheimer-Erkrankung hinweist.

 

MMW: Wie kann man sich die Wirkung von Quecksilber im Gehirn vorstellen?

Naumann: Quecksilber, insbesondere Quecksilberdampf, ist vermutlich einer von mehreren Auslösern der Alzheimer-Erkrankung. Quecksilberdampf kann die Blut-Hirn-Schranke schnell passieren und dort Prozesse fördern, die an der Pathogenese der Alzheimer-Demenz beteiligt sind, zum Beispiel die Bildung von neurofibrillären Tangles und senilen Plaques. Weiterhin führt Quecksilber zur Bildung von freien Sauerstoffradikalen, die Hirnstrukturen zerstören können.

 

MMW: Hauptquellen von Quecksilber sind Amalgam und Fisch. Soll man daraus Konsequenzen ziehen?

Naumann: Wir würden uns wünschen, dass Amalgam nicht mehr verwendet wird. Fisch enthält Methylquecksilber, das weniger giftig sein soll als bisher angenommen. Zudem hat sich gezeigt, dass ein erhöhter Fischkonsum das Alzheimer-Risiko senkt, vermutlich aufgrund der enthaltenen Fischöle und Selen.

 

MMW: Sie bieten einen Test zur Bestimmung des Alzheimer-Risikos an. Was messen Sie?

Naumann: Wir bestimmen den ApoE Genotyp und eventuell die Quecksilberbelastung im Blut oder Urin. Wir haben Hinweise, dass Personen, die den ApoE4-Typ aufweisen, eine verminderte Quecksilberentgiftungsfähigkeit und somit ein erhöhtes Alzheimer-Risiko haben. Diese Personen sollten unserer Meinung nach Quecksilberbelastungen meiden. Die Kosten für die Untersuchungen liegen bei etwa 200 Euro.

Quelle: MMW-Fortschr. Med. Nr. 6/2005 (147 Jg.)