Aflatoxin G1

Chemische Formel:

C17H12O7

Beschaffenheit:

Physikalische Daten

Molekulargewicht: 328,3; Kristalle. Zeigt grüne Fluoreszenz; Schmelzpunkt: 244–246 s C;

spezifische Drehung: [ [ ]D–556 s (Chloroform)

Vorkommen:

Aflatoxinproduzierende Schimmelpilzstämme sind weit verbreitet. Aflatoxine werden aber nur unter bestimmten Bedingungen gebildet. Die Toxinsynthese ist u.a. abhängig von der Zusammensetzung des Substrats, der Temperatur, der relativen Feuchtigkeit, dem Sauerstoffgehalt usw. Das Vorkommen der Aflatoxine beschränkt sich daher auf bestimmte Arten an Futtermitteln und Lebensmitteln wie Nüsse aller Art, Erdnussschrot, Pressrückstände vonÖlsaaten, Sojaprodukte, Mais. Bei Lebensmitteln muss zwischen dem durch direktes Verschimmeln bedingten primären Vorkommen, dem durch Verarbeitung verschimmelter Rohstoffe bedingten sekundären Auftreten und der durch Übergang aus Futtermitteln (carry over) verursachten Kontamination tierischer Produkte unterschieden werden.


Wirkungscharakter:

Mycotoxin


Toxizität:

Tierexperimentelle Untersuchungen:

Aflatoxine haben sich bei mehreren Tierarten (u. a. Mäuse, Ratten, Fische, Enten und Affen) als stark kanzerogen erwiesen. Das AflatoxinG1 ist kanzerogen, allerdings weniger stark wirksam als Aflatoxin B1. Nach Angaben der IARC besteht ausreichende Evidenz für die Kanzerogenität von Aflatoxinen bei Versuchstieren.

LD50 oral bei 1 Tag alten Entchen: 39,2 µg/50 g Körpergewicht.

Toxizität beimMenschen:

Epidemiologische Untersuchungen lassen eine Korrelation zwischen der geschätzten durchschnittlichen Aflatoxinaufnahme mit derNahrung in einigen tropischen Ländern und dem bei der dortigen Bevölkerung vermehrten Auftreten von primärem Leberkrebs erkennen. Da die individuell aufgenommene Dosis rückwirkend kaumzu ermitteln ist, liegen keine Studien über den Zusammenhang zwischen Dosis und Tumorhäufigkeit vor. Über einige Krebsfälle bei Wissenschaftlern, die mit Aflatoxinen gearbeitet haben, wurde berichtet. Dabei handelt es sich aber nicht um Leberkrebs. Nach Angaben der IARC ist die Evidenz für die Kanzerogenität beim Menschen begrenzt. In verschiedenen Kurzzeittestsystemen zeigen Aflatoxine eindeutig gentoxische Wirkungen. Nach Angaben der IARC besteht ausreichende Evidenz für das gentoxische Potenzial von Aflatoxinen.

 

Therapie:

Schock

Nur nach größter Giftaufnahme. Bei Gefäßkrämpfen Nitroglycerin.

Zeichen des Schocks:

a) aschgraue, kalte Arme und Beine

b) kaum tastbarer, schneller Puls (über 100 Schläge proMinute)

c) schlecht messbarer Blutdruck (unter 100 mmHg)

d) oberflächliche, schnelle Atmung

e) Ausbleiben einer ausreichenden Urinproduktion (unter 20 ml pro Std.)
Der Vergiftete kann im Schock sterben, daher stets dem Schock vorbeugen durch Laienmaßnahmen:

a) Ruhe

b) Wärme (Unterlage, Zudecke)

c) flache Lagerung (Beine hoch, Kopf tief = Körpereigene „Bluttransfusion“)

d) warme Getränke (Tee, Kaffee) bei Ansprechbaren

Schocktherapie (Arzt):

a) Als Therapievoraussetzung wird vom Arzt meist ein zentraler Zugang, z. B. über eine Subclavia- Anonyma-Punktion, gelegt.

b) Beimhypovolämischen, dem häufigsten Schock bei Vergiftungen, erfolgen sofortige Infusionen ausreichender Mengen von Gelatine- oder HES-Lösungen (Plasmaexpander). Bei Vergiftungen wird wegen Urineindickung möglichst wenig Dextran infundiert. Keine peripheren Kreislaufmittel, die die Nierendurchblutung drosseln wie Adrenalin- oderNoradrenalinderivate, sondern ausschließlich Infusion von Dopamin.

c) Beim kardiogenen Schock kann Dopamin im Dauertropf gegeben werden (Dosierung: 4 gamma/kg/ min, d. h. 50 mg in 500 ml Laevulose).

d) Es folgt die Bekämpfung der Azidose mit Bikarbonatdosen entsprechend wiederholten arteriellen Blutgasanalysen oder im Notfall vorübergehend dem Urin-pH (über 7).

e) Bei Spastik im Bronchialtrakt Theophyllin oder Orciprenalin.


Krämpfe

Es können Krämpfe auftreten, bei denen es zum Atem-(und Herz-)stillstand kommen kann oder bei denen sich der Vergiftete verletzen kann. Ein Taschentuch (Guedel-Tubus) zwischen den Zahnreihen und eine laufende Beobachtung des Vergifteten bewahrt diesen vor Schäden. Ein Arzt kann bei Krämpfen i. v. Diazepam, Thiopental, Phenytoin oder Suxamethonium spritzen, intubieren und beatmen.


Entgiftung verschluckter Gifte durch Kohle
Bei jeder Vergiftung durch geschluckte Gifte sollte – auch im Anschluss an ein Erbrechen oder eine Magenspülung – ein Fertigbecher Kohle-Pulvis in Wasser aufgelöst getrunken werden. Kohle bindet das Gift, und es kann dann evtl. nach Gabe eines Abführmittels (Natriumsulfat) den Darm verlassen.


Magenspülung (Arzt) (nur nach größerer Giftaufnahme)

Die sicherste und schonendste Art der Giftentfernung ist die Magenspülung. Da einArzt nur mit Unterstützung von 1–2 Helfern eine Magenspülung durchführen kann, ist wichtig, dass diese vorher wissen, wie sie durchgeführt wird. Angezeigt ist die Magenspülung bei allen lebensgefährlichen Giftmengen, auch nach vorausgegangenem Erbrechen sowie bei allen Bewusstlosen (nach Intubation) ohne Zeitgrenze. Bei Krämpfen sollte vorher als krampflösendes Medikament 1 Amp. Diazepam i. v. injiziert werden. Bewusstlose können vorher intubiertwerden. Eine Atem- und Kreislaufinsuffizienz sollte vorher behandelt werden. Vor jeder Magenspülung unbedingt Atropin (0,001 g i. v. oder i. m.) injizieren zur Vermeidung eines vagalen Reflexes (Herz-, Atemstillstand). Bei Hypotonie vorherige Infusion eines Plasma(ersatz)präparates, bei Azidose Infusion von Natriumbikarbonat. Asservierung der ersten Spülportion. Ca. 30 Liter Leitungswasser als Spülmittel. Instillation vonMedizinalkohle und Abführmittel.

 

Bei Gefäßkrämpfen
Medikament: Nitroglycerin (Nitrolingual-Spray, 0,4mg, Pohl)
Dosierung: 1–2 Hübe auf die Zunge, Wiederholung, nicht bei Hypotonie!